Blocksbarg Hexensammelplatz, abergl. auf mehrere Erhebungen in Norddt. angewendet, durch Goethes "Faust" jedoch vor allem auf den Brocken im Harz bezogen. Auch in den Vierlanden starteten in der Walpurgisnacht vom 30. April auf den 1. Mai die Hexen auf dem Besenstiel von der Diele durch das * Hooptlock und das * Ulenlock zu ihrem Tanz auf dem Blocksbarg.

Handeule ( Handuul ). Zum Aufnehmen des Zusammengefegten hantiert man mit Handeule und Schaufel (Handfeger und Kehrblech). Der Name rührt daher, weil früher die Flügelfedern der Eule zum Fegen benutzt worden sind. Vgl. * ulen (fegen). Scherzh. auch für Koteletten gebraucht: he hett Handulen an de Backen.

Hooptlock ist das Ernteloch in der Dielendecke des Bauernhauses, unter das zum Abladen und Hochwerfen der Garben der Erntewagen gefahren wird. Abergl.: In der Nacht zum 1. Mai, der Walpurgisnacht, fahren die Hexen auf einem Besenstiel von der Diele durch das Hooptlock und das * Ulenlock zum * Blocksbarg, nicht in ganz Hamburg, aber in den Vierlanden. Stand der Tod eines Menschen bevor, sagte man: dor is wat in dat Hooptlock flogen, und zwar eine Eule, ein Totenvogel.

Udel Diesen Spottnamen, urspr. bezogen auf die Nachtwächter, trugen die Hamburger Polizisten bis weit in das letzte Jahrhundert hinein, bevor er durch die weniger schöne und abwertende Bezeichnung "Bulle" ersetzt wurde. Als die Nachtwache 1876 aufgelöst worden war, übernahmen die Konstabler genannten Polizisten deren Aufgabe. Im Volksmund übernahmen sie aber auch gleich die gängige Bezeichnung für die Nachtwächter: Ulen für die ndd. Eulen, Nachteulen, woraus umgangssprachlich Uhle, Udl oder Udel wurde. Die im Nebenberuf tätige Nachtwächtertruppe war wie die Eule zwar des Nachts unterwegs, aber man unterstellte den unmotivierten und schlecht bezahlten Wächtern, anders als der Vogel im Dunkeln gar nichts zu bemerken und ab und zu im Dienst sogar ein Schläfchen zu halten. Vgl. * Uul (Eule).

Uhlenhorst ist seit 1871 Vorort und seit 1894 Stadtteil von Hamburg an der Außenalster, urspr. Papenhude geheißen, was darauf hindeutet, dass es dort eine Hude gab, einen Lande- und Liegeplatz für Alsterkähne. Papenwärder, ein anderer alter Name, weist auf einen Werder hin, eine Flussinsel, weshalb richtige Hamburger bis heute auf der Uhlenhorst und nicht etwa "in" Uhlenhorst sagen. Mitte des 18. Jhs. nach dem einsamen, unbewohnten Gehöft Ulenhorst umbenannt, das so hieß, weil dort die Eulen (vgl. * Uhl) nisteten. Von 1842 bis 1846 gab es in Uhlenhorst ein "Werk- und Armenhaus", in das die Ärmsten der Armen abgeschoben wurden; he mutt na de Ulenhorst bedeutete, ins Arbeitshaus eingewiesen zu werden. Der Volksmund wusste: Ulenhorst un Armhuus weer domols noch een un datselbe. Das mag überraschen, da Uhlenhorst heute als feinerer Stadtteil gilt.

ulen fegen, putzen, reinigen, Staub wischen, wohl urspr. mit den Federn einer Eule (vgl. * Uul ). Deshalb heißt der Handfeger noch heute * Handeule .

Ulenflucht Eile, auf die Schnelle, so flink wie das Ausfliegen der Eulen aus dem * Ulenlock; in de Ulenflucht (im Nu, in Eile, wie im Fluge); op de Ulenflucht wesen (in großer Eile sein). Ra.: dat hett he in de Ulenflucht schreven (das hat er flüchtig hingeschmiert). Richey : in der Uhlen-Flucht: auf grosser Eile, in gantz kurtzer Zeit.

Ulenlock "Eulenloch". In der Spitze des Giebels von Bauernhäusern befand sich eine runde, herzförmige oder dreieckige Öffnung, die vor Einführung von Schornsteinen sowohl als Rauchabzug als auch als Lichtquelle für den Boden sowie als Einflugloch für Eulen und Schwalben diente. Diese Vögel waren willkommen als Vertilger von Insekten, Ungeziefer und Mäusen, weshalb die Löcher später, obwohl sie nicht mehr als Rauchabzug gebraucht wurden, erhalten blieben. In der Nacht zum 1. Mai, der Walpurgisnacht, fuhren, als die Flüge noch nicht ab Fuhlsbüttel gingen, in den Vierlanden die Hexen bekanntlich auf einem Besenstiel von der Diele durch das * Hooptlock (Ernteluke in der Dielendecke) und das Ulenlock zum * Blocksbarg (Hexensammelplatz).

Ulenspegel 1. ndd. Eigennamen Ulenspegel, hd. Eulenspiegel, bezogen auf einen legendenhaften Schalksnarren des 14. oder 15. Jahrhunderts und Held eines urspr. ndd. Volksbuches; wohl zu ndd. * ulen (reinigen, wischen) und spegel (Spiegel, auch: Hinterteil), also eigentl.: wisch mir den Hintern od. ugs. weitaus deftiger: leck mich am ... Till Eulenspiegel war also ein zu lustigen und mutwilligen Schelmenstreichen aufgelegter Mensch, der hist. von vielen nordd. Städten beansprucht wird, vor allem von Mölln; in Mölln stünnen se vor Ulenspegel sien Graffsteen (Grabstein); mi is, as harrst du vun Ulenspegel lehrt. Ra.: wo Damp is, mutt ook Füür wesen, sä Ulenspegel, dor röhr he en Hupen Peerschiet dörch. 2. allgem. für einen Schelm, Narren od. Scherzbold; Ulenspegels gifft dat jümmers wedder; sik to 'n Ulenspegel moken (sich lächerlich machen). Erw.: Ulenspegelee (Streich).

Uul (Plur. Ulen ) Eule. Der Nachtvogel, der unter Umständen weise, aber keinesfalls schön aussah, war Gegenstand vieler Redensarten, häufig in Verbindung und im Gegensatz zur Krähe (Kreih) gebraucht: bi Ulen un Kreihen (einsame Gegend, ganz weit draußen); Ulen un Kreihen schrieven (unleserlich schreiben); Minsch, Uul un Kreih, dat is dreierlei (was sich für den einen schickt, schickt sich nicht für jeden anderen); dor hett 'n Uul seten (etwas hat nicht so geklappt, wie man es sich erhofft hat; übertr. aus "missglückter Vogelfang"), in Blankenese mit dem Zusatz: ... un dor hett 'n Kreih scheten; utsehn as 'n Uul (abscheulich aussehen); en Uul fangen (aus dem Wind laufen); wat den enen sien Uul, is den annern sien Nachtigall (was der eine nicht mag, kann für den anderen höchst erstrebenswert sein). Wenn die Nachbarin beim Wäscheaufhängen im Hof laut, aber schrecklich falsch den neuesten Gassenhauer od. solo den Jägerchor aus dem "Freischütz" schmetterte, meinte Opa nachsichtig: en Uul is keen Nachtigall. Abergl.: Die Eule gilt als Unglücksbringer; wenn de Uul schreet, dat bedüüd en Doden. Sie hatte auch abschreckende Wirkung: Eine mit ausgebreiteten Flügeln ans Scheunentor genagelte Eule sollte vor Blitzschlag und Feuer bewahren. Vgl. * Handeule (Handfeger); * Udel (Nachtwächter, Polizist); * Ulenlock (Giebelöffnung); * Uhlenhorst (Stadtt.); * Ulenflucht (Eile); * Ulenspegel (Eulenspiegel). Verb * ulen ([mit den Federn der Eule] zusammenfegen).

Anm.: Michael Richey veröffentlichte 1755 das erste Mundartwörterbuch, das Idioticon Hamburgense.