Der Hamburger Tobias Elger hat sich auf süße Leckereien ohne Zucker spezialisiert. Nun expandiert “Zahnfreundchen“ auch ins Ausland.

Hamburg. Es gibt Leute, die fangen beim Blick auf den Laden von Tobias Elger spontan an zu lachen. "Die denken, das sei ein Scherz", sagt Elger - immerhin ist sein Geschäft, in dem Schokolade, Bonbons und Zuckerwatte im Schaufenster stehen, nur schwer mit dem Namen "Zahnfreundchen" in Verbindung zu bringen. Da kann man schon stutzig werden, selbst wenn an der Müggenkampstraße mit einem schrägen Filmcafé, einer Rossschlachterei und einer Eiszeit-Filiale einige ungewöhnliche Läden in der Nachbarschaft liegen.

Der Name "Zahnfreundchen" macht aber durchaus Sinn: In seinem Geschäft verkauft Elger ausschließlich Süßigkeiten ohne Zucker. Das Sortiment reicht von Bonbons mit Brausepulverfüllung über Schokolade bis zur ersten zahnfreundlichen Zuckerwatte im Becher. Statt Zucker enthalten die Naschereien süßende Ersatzstoffe, die anders als normaler Zucker nicht zu schädigenden Säuren abgebaut werden und damit auch keine Karies verursachen sollen. Bei vielen Eltern herrsche auch noch einige Unwissenheit in Sachen Süßes, sagt Elger. So sei nicht nur normaler Haushaltszucker, sondern auch Fruchtzucker (Fruktose), Malzzucker (Maltose), Milchzucker (Laktose) und Traubenzucker (Glukose, Dextrose), schädlich für die Zähne.

Elger kommt aus der Werbebranche und hat früher genauso wenig an seine Zähne gedacht wie andere Leute auch, er isst allerdings "wahnsinnig gerne Süßes". Dann kam Melanie, seine Frau, ins Spiel und änderte Elgers Einstellung zum Naschkram: Sie ist Kinderzahnärztin und muss täglich in Münder schauen, die schon bei so manchem Dreijährigen eine grundlegende Sanierung erfordern. "Die Zahngesundheit wird zwar nicht schlechter, aber es nehmen die Fälle zu, in denen alles komplett kaputt ist", sagt Elger. Mit seinem Sortiment will er daher dazu beitragen, dass Kinder Süßes essen können, ohne dabei ihre Gesundheit zu sehr zu schädigen.

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Mit dieser Idee hat der Zahnfreundchen-Gründer wachsenden Erfolg. Seit 2010 betreibt er sein Geschäft in Eimsbüttel, es ist aber längst nicht mehr die einzige Quelle für die zahnschonenden Süßigkeiten mit inzwischen 120 verschiedenen Produkten. Seine Schokolade vertreibt der 37-Jährige auch in einigen Edeka- und Budnikowsky-Filialen, er betreibt einen Stand auf dem Markt in der Fabrik in Altona und bietet die Produkte inzwischen auch in einem Onlineshop an. "Die Bestellungen kommen sogar aus Spanien, England oder Japan", freut sich der Kaufmann. Als nächstes will er seine Homepage auch ins Englische übersetzen und den Vertrieb weiter internationalisieren.

Der Schritt in Auslandsmärkte liegt nahe, denn in vielen Ländern sind die modernen Zuckerarten oft schon weitaus bekannter als in Deutschland, wo Elger bei vielen Eltern noch einiges an Überzeugungsarbeit leisten muss: So hat der Zuckeraustauschstoff Xylit, der aus natürlichen Substanzen wie Mais oder der Zuckerrübe gewonnen wird, in Finnland oder der Schweiz bereits eine lange Tradition. Xylit ist nicht nur zahnschonend, sondern enthält auch weniger Kalorien als Zucker. Einziger Nachteil dieses Stoffs ist das Risiko, dass er bei übermäßigem Verzehr abführend wirken kann. Stevia ist ein weiterer moderner Süßstoff, er wird aus einer südamerikanischen Pflanze gewonnen. In den USA produziert sogar der Getränkekonzern Coca-Cola mit Stevia, das eine sehr starke Süßkraft besitzt, ohne dabei dick zu machen.

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Neu sind auch zahnfreundliche "Zucker" wie Isomaltulose, auch Palatinose genannt. Die Unbedenklichkeit all dieser Stoffe wird bei Zahnfreundchen durch das Symbol des Zahnmännchens garantiert, ein Zahn mit Regenschirm, der von der Aktion zahnfreundlich e.V. in Lizenz vergeben wird. Alle Produkte mit diesem Symbol werden von Zahnmedizinern an deutschen Unikliniken geprüft, verantwortlich ist Stefan Zimmer, Zahnmediziner und Dekan an der Fakultät für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde an der Uni Witten/Herdecke. "Wir haben ausschließlich Produkte mit diesem Zeichen im Angebot", sagt Geschäftsmann Elger.

Auch die Verbundenheit mit den Zahnmedizinern nutzt der Bonbonfreund: Allein in über 50 Arztpraxen in Deutschland liegen Süßigkeiten aus dem Sortiment des Hamburgers bereit. Als kleiner Trost für den Fall, dass doch einmal eine kleine Reparatur im Mund nötig sein sollte.