180 Mal stach er auf eine Studentin ein: Der Prozess um die Bluttat im Hotel Fürst Bismarck ist beendet, der Täter muss in die Psychiatrie.

St. Georg. Dass die Mütter von Täter und Opfer als Zeugen im Prozess über ihre Kinder berichtet hätten, dass sie sich sogar außerhalb des Gerichtssaals trafen, das erfülle ihn mit Bewunderung, sagte der Richter am Ende des Prozesses gegen Vasilieous P.

Kurz zuvor hatte der Richter den jungen Mann auf der Anklagebank zwangsweise in die Psychiatrie eingewiesen. Dort bleibt er, bis Ärzte ihn als geheilt entlassen. Möglicherweise bleibt er dort also bis an sein Lebensende, denn nicht jede Krankheit ist heilbar.

Die Tat, die dem Beschluss voranging, schockte in ihrem Ausmaß selbst erfahrene Kriminalisten: Im August 2011 hatte P., damals 27, die US-Studentin Britanny Keele mit 180 Messerstichen getötet. Das Taschenmesser, das er für die Tat benutzte, ließ er am Tatort zurück, dann irrte er scheinbar ziellos durch die Stadt. In der Nacht sprang er von einem Fahrstuhlturm am Flughafen. Er überlebte. In seiner Tasche entdeckten Polizisten den Schlüssel des Zimmers vom Hotel Fürst Bismarck, in dem die Leiche von Britanny Keele lag. So grausam zugerichtet, dass der Richter in der Zusammenfassung der Prozessgeschehnisse davon absah, den Zuhörern Einzelheiten zuzumuten.

+++ 180 Messerstiche – Täter gilt als schuldunfähig +++

Vasilieous P. hatte im Verlauf der Verhandlung gesagt, dass er nicht genau wisse, warum er die junge Frau, die er im A&O Hostel am Bahnhof kennengelernt hatte, tötete. "Falsche Person, falscher Augenblick", so mutmaßte er gegenüber einem Gutachter. Er habe nur noch bruchstückhafte Erinnerungen, so P. weiter. Ihm sei, als habe er jemand anderes umgebracht, oder als habe diese dritte Person zugeschaut.

Als "außerordentlich therapiebedürftig" stufte der Gutachter den Studenten im Prozess ein. Der Verlauf der Schizophrenie habe in den Monaten vor der Tat - P. war in dieser Zeit durch die Welt gereist, hatte sich mit Buddhismus beschäftigt und war dennoch immer ruheloser geworden - verhängnisvoll an Fahrt aufgenommen. Bei der Tat im Hotel habe er, so sagte P. dem Gutachter, die Frage für sich beantworten wollen, warum er existiere. Außerdem habe er versucht, seine Eltern besser zu verstehen. Schon wenige Tage zuvor, in einem Telefonat mit seiner Mutter, hatte P. gefragt: "Was würdest du machen, wenn dein Sohn plötzlich verrückt ist?" Auch die Eltern des Täters haben ihr Kind verloren, so der Richter.

Britanny Keele wollte in Hamburg studieren. "Sie hat die Stadt geliebt", sagte ihre Mutter. "Ich werde noch einmal mit meinen Söhnen herkommen und ihnen zeigen, wo Britanny gewohnt hat - und wo sie gestorben ist."