Eine Glosse von Florian Heil

Neulich beim Angrillen: Ein Bekannter brachte seine neue Freundin mit, ein bezauberndes Wesen. Sie köderte uns mit erotischem Blendwerk, doch jäh wurden wir aus unseren Träumen gerissen, als sie ihre Tüte öffnete und das Grillgut heraushob: drei unbehandelte Stangen Lauchzwiebeln. "Das schmeckt total lecker", erklärte sie uns. Sicher, Tofu schmeckt auch total lecker - undFußmatte ebenfalls.

Gut, ob nun verkohlter Schweinebauch in einem Blindtest gegen das Farnzeug bestünde, sei dahingestellt, der sieht aber allemal geiler aus. An meiner Ehre gepackt, holte ich nacheinander meine bisher geheim gehaltenen Schätze heraus und präsentierte jeden einzelnen mit einemtriumphierenden Grinsen: Lammlachs in Kräutermarinade, Bio-Hähnchenschenkel und als absoluten Umhauer eine frische Knoblauchforelle mit passender Fischzange.

Doch anstatt auf der Stelle ihren Freund zu verlassen und vor mir niederzuknien, gab sie sich unbeeindruckt, aß ihr Blattwerk und tat befriedigt. Doch nach einiger Zeit kam sie mit der Wahrheit ans Licht: "Ich esse eigentlich auch viel lieber Fleisch, aber ich faste gerade sieben Wochen bis Ostern." Wobei ihr Fasten weniger der inneren Läuterung diene als der Speckschmelze. Bitte? Wo nichts ist, kann auch nichts schmelzen.

Nach der Speisung sah ich gedankenversunken an mir runter: Astra-Körper statt Astralkörper, Frittenbude statt Muckibude - ein lauchgestählter Body sieht anders aus. Doch Ziel des Fastens ist ja die Regeneration von Körper und Seele. Und meiner Seele ging es nach dem dritten Bier prächtig.