Abkommen wurde am Dienstag unterzeichnet. Die Start- und Landebahn in Blankensee soll langfristig als Kapazitätsreserve für Fuhlsbüttel dienen.

Lübeck. Hamburgs Flughafen setzt für die Zukunft auf Lübeck-Blankensee als Kapazitätsreserve. Auf Basis des von der Bundesregierung erwarteten Wachstums von 3,5 Prozent pro Jahr bis 2025 im deutschen Luftverkehr "wird die Kapazität vom Hamburger Airport in 15 bis 25 Jahren nicht mehr ausreichen", sagte Hamburgs Flughafenchef Michael Eggenschwiler.

"Wenn Unternehmen an einem Ort investieren, ist neben der Qualifikation der Beschäftigten die Anbindung an den Luftverkehr der zweitwichtigste Standortfaktor", sagte Eggenschwiler. "Deshalb ist es wichtig, für die Zukunft vorzusorgen. Lübeck verfügt über eine sehr gute Flughafeninfrastruktur mit direkter Anbindung an das norddeutsche Autobahnnetz und die Bahn." Es gelte, diese Perspektive für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Denn es sei unmöglich, einen Flughafen heute vom Markt zu nehmen und ihn 20 Jahre später wiederaufzubauen.

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Wegen anhaltender Verluste droht dem stadteigenen Lübecker Flughafen allerdings vom nächsten Jahr an die Schließung. "2012 ist das Schicksalsjahr für uns", sagte Jürgen Friedel, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft. Er setzt auf drastische Einsparungen, um den Weiterbetrieb zu sichern: "Wir müssen auf eine schwarze Null kommen." Über die nächsten Jahre kann nach Friedels Konzept bis zu jeder zweite der aktuell knapp 100 Arbeitsplätze wegfallen. Helfen kann auch eine Kooperationsvereinbarung, die Friedel und Eggenschwiler am Montagabend in Lübeck unterzeichneten.

Beide Flughäfen wollen künftig enger zusammenarbeiten , vorgesehen ist unter anderem ein Personalaustausch im Bedarfsfall. Bereits im Winter hatten die Lübecker drei Beschäftigte an Hamburg Airport ausgeliehen - und damit die Personalkosten entlastet. Außerdem will man sich gegenseitig in Engpasssituationen zur Seite stehen. Eggenschwiler nannte als Beispiel das Europa-League-Finale zwischen Atlético Madrid und dem FC Fulham vor zwei Jahren, das den Flughafen Fuhlsbüttel wegen der Fansonderflüge extrem forderte.

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Gemeinsame Projekte soll es auch im Umweltschutz geben. "Der Hamburger Flughafen hat mobile Lärmmessstellen, wir würden gerne eine ausleihen", so Friedel. Darüber hinaus biete sich Lübeck als Stationierungsort für Privat- und Firmenjets an. Zwar würde den Lübeckern eine finanzielle Beteiligung des Hamburger Flughafens viel wirksamer helfen. Eine solche Lösung ist laut Eggenschwiler aber ausgeschlossen: Der Hochtief-Konzern, der 49 Prozent der Anteile am Hamburg Airport hält, ist an solchen Engagements nicht interessiert.

Dabei sucht Friedel nach einem Investor. Nach seiner Einschätzung liegt die Wahrscheinlichkeit, bis Jahresende fündig zu werden, oberhalb von 50 Prozent. Zwischen 2005 und 2009 besaß der neuseeländische Konzern Infratil eine Mehrheit von 90 Prozent am Lübecker Flughafen. Dieser wird im Linienbetrieb derzeit nur von Ryanair und dem osteuropäischen Billigflieger Wizzair angeflogen. 2011 wurden lediglich 344 000 Passagiere gezählt.