Mit dem Projekt “DirtLand“ soll in Langenhorn der größte Bike-Park Norddeutschlands entstehen - auf 30 000 Quadratmeter Fläche.

Langenhorn. Adrenalin schießt durch die Adern, Sand spritzt durch die Luft. Die Schwerkraft scheint zu pausieren. André Vogelsang fliegt förmlich durch die Luft, dreht sein Bike um 360 Grad und landet schließlich sicher auf beiden Reifen. Der 25 Jahre alte Profisportler testet als einer der Ersten die neue Anlage in Langenhorn. Hier, auf der ehemaligen Sportanlage im Wittekopsweg 41a, soll der größte Bike-Park Norddeutschlands entstehen. Ein 30 000 Quadratmeter großes Areal, das Raum bieten wird für alle Spielarten des Mountainbikings, BMX- und Radfahrens. Das geplante Angebot soll die verschiedenen Bereiche des Radfahrens abdecken. Von der Fahrradschule, in der schon die Kleinsten spielerisch ans Radfahren herangeführt werden, über BMX mit ersten Geschicklichkeitstricks bis hin zum akrobatischen "Dirt Biking", einer Variante des Mountainbikens, bei dem der Fahrer mit seinem Rad spektakuläre Sprünge macht.

Jetzt ist der erste Teil der Anlage fertig. In einer 800 Quadratmeter großen Halle stehen zwei 4,46 Meter und 2,30 Meter hohe Holzrampen, von denen aus die Biker zu den waghalsigen Sprüngen über 2,70 hohe Lehmhügel starten. Im November begannen dieArbeiten für den ersten Abschnitt. Jetzt ist es endlich so weit. Morgen wird Norddeutschlands größtes Jugend- und Sportprojekt "Bike Park Hamburg" das erste Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Von 16 bis 22 Uhr werden dann die20 "Locals", so nennen sich die Jugendlichen vor Ort, und einige Teamfahrer des Hamburger Fahrradherstellers Bergamont zeigen, welch spektakuläreAkrobatik in der Luft möglich ist.

Die Strecke dafür wurde vorher in wochenlanger Arbeit von den Jugendlichen und dem Initiator des Projekts, Sven Evers, in Eigenregie gefertigt. Sie haben Balken zurechtgesägt, Podeste verschraubt, Rampen gebaut und unzählige Schubkarren mit Lehm über die zugewucherten Tennisplätze bis in die alte Halle gekarrt. 200 Kubikmeter insgesamt. Dann haben sie gemeinsam angefangen zu schaufeln - wie beim Burgenbauen. Lehm, Wasser, Lehm, Wasser. Bis die Berge im flachen Langenhorn hoch genug waren für ihr extremes Hobby: Dirt Biking. Entstanden sind sogenannte Dirt-Jump-Lines. Das sind mehrere hintereinanderliegende Erdhügel, über die der Fahrer von mehreren Abfahrtsrampen aus springt. Zieleines Sprunges ist es, in der Luft einen möglichst spektakulären Trick zu vollführen. Der Adrenalin auslösende Radsport hat sich vor gut elf Jahren aus der "Downhill-Szene", dem rasanten Abfahrtslauf per Rad, entwickelt. Rund 200 Leute betreiben diesen Sport in Hamburg. Doch die Möglichkeiten dafür sind begrenzt. Zwar gibt es immer wieder von Bikern modellierte Sprungschanzen und zu Hindernissen umfunktionierte Schlammlöcher. "Doch meistens gibt es Ärger mit den Behörden, weil die Strecken nicht genehmigt sind. Und im Winter gibt es gar keine Möglichkeiten", sagt Sven Evers, der den Sport vor vier Jahren für sich entdeckt hat und seitdem zum Trainieren auf den Müllberg in Norderstedt fährt, um den Kick dieser Sportart zu erleben. "Das Adrenalin, das einen aufputscht, wenn man trotz Angst in der Hose einen Salto dreht oder eine steile Abfahrt hinunterrast", wie Evers es formuliert.

Bislang war die Suche nach einem geeigneten Areal ein Problem, das Evers, gelernter Tischler, und sein Partner Jan Biedler, der ein Fahrradgeschäft an der Jarrestraße betreibt, mit dem Bau von "DirtLand" lösen wollen. Ihnen schwebt eine wetterunabhängige Sportstätte für Biker aus ganz Europa vor.

Schon jetzt kommen Anfragen aus England, Dänemark, aus Berlin, München und Frankfurt. "Die Bikerszene wartet gespannt auf die neue Anlage", sagt Sven Evers. Unterstützt wird das Projekt vom Verein Young Dragons, der sich im Drachenboot-Sport bereits einen Namen gemacht hat.

Evers möchte mit seinem Projekt, das neben den Bikerstrecken auch einen Kinderspielplatz und eine Kletterwand bekommen soll, nicht nur etwas für den Radsport in Hamburg tun. Er möchte vor allem einen Ort für Jugendliche schaffen. Sie sollen sich dort sportlich austoben können, beim Bau mit anpacken, Anerkennung erfahren und ihr Selbstwertgefühl steigern.

Doch bevor es mit dem Bau so richtig losgehen kann, braucht Evers Sponsoren, die sich für das ehrgeizige Projekt begeistern können. Zwei wichtige Partner hat er bereits für seine Idee gewonnen: Sportamtschef Rainer Hansen hat zugesagt, Fördermittel für das Projekt zu beantragen. Und Volker Heyer, Präsident des Radsport-Verbands Hamburg, hat ideelle Unterstützung versprochen: "Ich bin jeder Initiative zugetan, die von Menschen kommt, die ein Rad unter dem Hintern haben."