Nach Tariferhöhungen müssen die Zuschüsse erhöht werden

Immer wenn es mehr Geld für die Mitarbeiter im öffentlichen Dienst gibt, fangen die Theater an zu zittern. Natürlich ist man hier für eine gerechtere Verteilung des Wohlstandes und freut sich, wenn die Angestellten - von denen keiner zu den Reichen zählt - mehr verdienen. Andererseits muss ein Theater, wie das Thalia, alles, was mehr an Gehältern für Bühnenarbeiter, Sekretärinnen, Fachleute für Ton, Licht oder Maske aufgewendet werden soll, aus dem Etat begleichen. Und der bleibt gleich. Tariferhöhungen für Müllmänner, Kindergärtnerinnen und Polizei mögen vom Staat ausgeglichen werden. Bei den Theatern verfährt man nach der Devise: Helft euch selbst. Wie kann ein Theater aber höhere Gehälter, die in der Summe leicht in die Hunderttausende gehen, bezahlen, wenn die Subventionen nicht steigen? Nur durch Personalkürzungen oder eine Einschränkung des Angebots.

Verrückterweise wäre ja ein Theater, das gar nicht spielt, das billigste. Mag manch ein Kulturbanause sich alle Theater wegwünschen - unserem Verständnis als Nation, die Kultur und Bildung wertschätzt, entspricht das nicht. Warum sollten wir auf das verzichten, was uns auszeichnet? Kultur ist unser Schatz. Gerade ist eine Diskussion entbrannt, ob alle Kultureinrichtungen bis in alle Zeiten staatlich alimentiert werden müssen. Ob nicht die Hälfte aller Museen, Bibliotheken und Theater reichen würde.

Reichen für wen? Für die Ungebildeten, die sowieso kein Interesse an Büchern, Bildern und Ballett haben? Für die "Happy Few", die genug Geld haben, nach Paris zu einer Ausstellung zu fliegen oder zu einer Premiere nach Salzburg? Es muss vielmehr darum gehen, allen im Land - es sind hauptsächlich Bürger, die lesen, musizieren oder ins Theater gehen, aber die zahlen auch die meisten Steuern - Kunst zugänglich zu machen. Zur Rettung der HSH Nordbank mit drei Milliarden Euro öffentlicher Gelder hätte es "keine Alternative gegeben", hieß es. Zum Erhalt unserer Theater gibt es auch keine Alternative. Die Stadt sollte nicht zögern, die Tariferhöhungen auszugleichen.