A-7-Sperrung aktuell

Arbeiten im Zeitplan - Staus halten sich in Grenzen

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Oliver Schirg, Franziska Coesfeld, Juliane Kmieciak

Spezialfahrzeuge haben die neue, 350 Tonnen schwere Brücke über die A 7 in ihre Position gebracht. Vor den Anschlussstellen müssen Autofahrer mit Verzögerung von bis zu einer Stunde rechnen.

Hamburg. Die heiße Phase des Brückenaustauschs auf der A 7 ein paar hundert Meter nördlich der Auffahrt Stellingen ist überstanden. Die Sperrung Hamburgs meist befahrenen Autobahnteilstücks zwischen Dreieck Nordwest und Stellingen dauert allerdings an. Dennoch blieben befürchtete größere Verkehrsbehinderungen bislang aus.

"Es ist verhältnismäßig ruhig auf den Straßen geblieben", sagte ein Sprecher der Verkehrsleitzentrale am späten Nachmittag. Gegen 16.30 Uhr gab es auf der A7 in beide Richtungen jeweils nur noch einen Kilometer Stau, auf der innerstädtischen Umleitung über die Kieler Straße verzeichnete die Polizei zähfließenden Verkehr.

Am Nachmittag allerdings staute sich der Verkehr auf der A7 Richtung Norden ab Bahrenfeld auf einer Länge von drei Kilometern. Richtung Süden standen die Autos unmittelbar vor der Sperrstelle rund zwei Kilometer.

Laut Verkehrsleitzentrale nutzten viele Autofahrer die große Umleitung über die A 1 bis Kreuz Bargteheide. Dort sorgten mehrere Auffahrunfälle zwischen Horster Dreieck und Harburg für einen Stau von in der Spitze neun Kilometer. Bei einem Unfall vor der Baustelle Harburg war Öl aus einem Fahrzeug ausgetreten, die Autobahn musste dort zeitweilig auf zwei Spuren gesperrt werden. Bei einem weiteren Unfall musste ein Hubschrauber auf der A 1 landen.

Auch auf der innerstädtischen Umleitung über die Kieler Straße hat es gekracht. Der Unfall eines Lastwagens lässt den ohnehin stockenden Verkehr stadtauswärts weiter anwachsen. Auf Holsteiner Chaussee und Kieler Straße standen bereits am Vormittag etliche Fahrzeuge Schlange. "Im normalen Berufsverkehr sieht das hier auch nicht anders aus", sagte ein Polizist. Und auch die betroffenen Anwohner geben sich einigermaßen entspannt. "Wir wussten ja vorher Bescheid", sagt eine. "Wer hier wohnt, der kennt eh keine Ruhe." Ein anderer: "So wie heute sieht es sonst am Sonnabend nur aus, wenn mehrere Großveranstaltungen gleichzeitig in der Stadt sind. Aber das war ja vorher klar."

Ein Busfahrer der Linie 4 sagte, stadtauswärts gebe es etwa eine halbe Stunde Verspätung. Eine Anwohnerin äußerte sich ebenfalls zum Umleitungs-Verkehr: "Der Lärm von der Baustelle ist schlimmer als der Mehrverkehr."

+++ Die aktuelle Verkehrslage +++

Allerdings zeigten sich viele Autofahrer verwundert und wollten von der lange angekündigten Sperrung nichts gewusst haben. Vor der A-7-Auffahrt Eidelstedt entstanden so auf der Kieler Straßen Wartezeiten von bis zu 40 Minuten. Am Sonnabendabend könnte der Verkehr noch einmal zunehmen, wenn in der O2 World ein Konzert von Roger Cicero stattfindet.

Vor dem Elbtunnel gibt es laut Verkehrsleitzentrale keine Verkehrsbehinderungen. Im Tunnel sind bis Montagfrüh, 5 Uhr, in beide Richtungen je zwei Fahrspuren freigegeben. Hinter dem Elbtunnel wurde die Anschlussstelle Othmarschen gesperrt und an der Fahrbahn gearbeitet. Diese war bis zum Nachmittag allerdings frei.

Der Brückenaustausch hatte wie geplant am Freitagabend um 22 Uhr begonnen. Der Durchgangsverkehr wird seitdem weiträumig östlich um die Hansestadt herum geleitet. Innerstädtisch müssen die Autofahrer die Kieler Straße und die Holsteiner Chaussee nehmen. Polizei und Wirtschaftsbehörde erwarten das ganze Wochenende über erhebliche Verkehrsbehinderungen.

Bauleiter: Arbeiten sind im Zeitplan

Die neue Brücke der Umgehungsbahn wurde am Sonnnabendmittag gut 14 Stunden nach Sperrung der A 7 in ihre Position gebracht worden. Damit ist die schwierigste Aufgabe der Brückenerneuerung bewältigt. Am frühen Sonnabendmorgen war die alte Brücke mithilfe eines 1000-Tonnen-Kranes aus ihrer Verankerung gehoben und auf der A-7-Fahrbahn abgelegt worden.

"Die 52 Meter lange Eisenbahnbrücke ist schon in der richtigen Lage. Jetzt kommen Vergussarbeiten und Nachbesserungen auf uns zu“, erklärte Bauleiter Christian Rohde. Bisher sei man mit den Arbeiten im Zeitplan und weiterhin optimistisch, alles bis Montag zu schaffen.

Die neue Brücke war zunächst mithilfe von Hydraulikpressen auf ihre künftige Höhe von 4,50 Metern hochgepumpt worden. Zwei dieselgetriebene Spezialtransporter, sogenannte Kamags, fuhren die Konstruktion auf die Autobahn und drehten sie um 90 Grad. Danach "verfuhren" die Kamags die neue Brücke in die Einbauachse und knapp über die neuen Widerlager. Für das "Feinausrichten“ sah der Zeitplan zwei Stunden vor.

Die etwa 350 Tonnen wiegende Stahlkonstruktion war von einem Stahlbauunternehmen im sachsen-anhaltinischen Dessau vormontiert worden. Per Schwerlaster wurde der Brückenbogen zur Baustelle transportiert und dort zunächst - parallel zur Autobahn - gelagert. Zeitgleich wurden die neuen Widerlager aus Beton und Baustahl erstellt.

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Der Grund für die Sperrung der so wichtigen Nord-Süd-Verbindung, die bis kommenden Montag, 6 Uhr, dauern wird, sind vorbereitende Arbeiten für den Ausbau der Autobahn auf acht Spuren, die den Austausch der Brücke notwendig machen. Insgesamt haben Brückenbauer für diese komplizierte Arbeit nur 56 Stunden Zeit. Die Autobahn soll am Montagmorgen, 6 Uhr, wieder für den Verkehr freigegeben werden.

1000-Tonnen-Kran hob die alte Brücke

Am frühen Sonnabendmorgen war die alte Brücke der Umgehungsbahn aus ihrer Verankerung entfernt worden. Mit Hilfe eines 1000-Tonnen-Kranes wurde die tonnenschwere Stahlkonstruktion von den sogenannten Widerlagern gehoben und auf der gesperrten Fahrbahn der A7 abgelegt. Dort wird sie seit den frühen Morgenstunden zerlegt, um für den Schmelzofen abtransportiert werden zu können. Zuvor hatten die Brückenbauer den mit der Eisenbahnbrücke verbundenen Fußgängerbrücke „ausgehoben“.

Nach dem Abbruch der Brücke machten die Bauarbeiter sich daran, mit schwerem Gerät die alten Widerlager und Fundamente abzureißen. Man wolle die "gewonnene" Zeit nutzen, so viel Reste der alten Brücke zu beseitigen wie möglich, sagte Christian Rohde von der bundeseigenen DEGES. Später sei das zwar auch noch möglich, werde dann aber deutlich teurer. Rohde zeigte sich am Sonnabendmorgen zuversichtlich, dass der Zeitplan gehalten und die Autobahn Montagmorgen pünktlich 6 Uhr wieder freigegeben werden könne.

Nach der Sperrung der Autobahn hatten sich am Freitag spontan mehrere Anwohner auf einer nahe gelegenen Brücke versammelt. „Es ist das erste Mal, dass ich die Autobahn hier ohne Fahrzeuge erlebe“, sagte Marianne Kirschniak, die seit 1978 in einem Haus, einen Steinwurf von den Fahrbahnen entfernt, lebt. Sie werde an diesem Wochenende richtig gut schlafen. Nina Keppler, die seit ihrer Geburt 1968 hier lebt, meinte, es werde wohl eher ungewöhnlich sein, das ständige Autobahngeräusch nicht zu hören.

Obwohl Autofahrer in den vergangenen Tagen wiederholt über die Sperrung informiert wurden, fürchten Wirtschaftsbehörde und Polizei am Wochenende massive Staus im Westen Hamburgs. Normalerweise passieren an einem Tag durchschnittlich 136.000 Fahrzeuge die A 7 an dieser Stelle. Selbst wenn man berücksichtigt, dass ein Teil der Autofahrer das Fahrzeug stehen lässt, bedeutet das, dass am gesamten Wochenende bis zu einer Viertelmillion Fahrzeuge umgeleitet werden müssen.

"Jeder, der nicht unbedingt diese Strecke nehmen muss, sollte an diesem Wochenende die A 7 meiden“, sagt Matthias Schmitting, Sprecher des ADAC in Hamburg. Besonders kritisch wird aus seiner Sicht die Verkehrslage am Sonntagnachmittag werden. Viele Ausflügler würden von 15 Uhr an nach Hamburg zurück kommen. Sie müssten dann Umleitung nutzen. Der ADAC schätzt, dass sich dann bis zu 130.000 Fahrzeuge auf dieser Trasse befinden werden. Autofahrer müssten mit mehr als einer Stunde längeren Fahrzeit rechnen.

Um den Autofahrern den Umstieg auf den öffentlichen Personen- und Nahverkehr zu erleichtern, wurden seit Freitagabend die Kapazitäten von Bussen und Bahnen erweitert. Die S-Bahn (Strecke zwischen Stade und Neugraben) und die AKN setzen in verkürzten Abständen längere Züge ein. Die Hochbahn schickt zusätzliche Busse auf die Straße, um die Frequenzen trotz Staus zu gewährleisten. Die U-Bahn ist im Westen Hamburgs mit zusätzlichen Zügen unterwegs.

Nach den Worten von Staatsrat Rieckhof wird die Situation am dramatischsten im Bereich der Kieler Straße in Stellingen sein. Die Verkehrspolizei wolle insbesondere dafür sorgen, dass Kreuzungen frei gehalten würden. Der Staatsrat mahnte die Autofahrer, nicht in Wohngebiete mit Tempo-30-Zonen auszuweichen. Abgesehen von der Belästigung der Anwohner bringe das dem Autofahrer nichts.

Rieckhof machte zudem Schaulustigen wenig Hoffnung, viel von dem Geschehen auf der Baustelle mitzubekommen. "Die Sperrung der A 7 gilt auch für Fußgänger und wird kontrolliert werden.“

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