Der interaktive Audiotreffpunkt “Audiyou“ erhält im Juni den Preis “Ausgewählter Ort 2012“. Erfunden und entwickelt hat die Internetplattform Stephanie Landa aus Winterhude

Winterhude. Der "ausgewählte Ort" im Land der Ideen liegt in einer kleinen Winterhuder Villa. Hier laufen die Geräusche aus aller Welt zusammen. Knirschende Schritte im Tiefschnee, summende Bienenvölker, das Klappern eines Storchenpaares, der krächzende Schrei des Wachtelkönigs genauso wie das Rauschen einer Toilettenspülung oder das Quietschen der Straßenbahn im Berliner Kiez. AusAsien, Südamerika, Afrika und sogar aus der Antarktis kommen die Klänge der Welt, die alle auf der Internetplattform "Audiyou" unter www.audiyou.de abgerufen werden können.

Dahinter steckt die Hamburgerin Stephanie Landa mit einem kleinen Team. Sie hatte vor fünf Jahren die Idee, eine Internetplattform für Audiodateien mit verschiedensten Inhalten zu gründen. 2009 ging "Audiyou" online. Heute hat die Internetseite weltweit Nutzer, die hier Interviews und Features anhören, sich Geräusche und Musik für die Untermalung von nicht kommerziellen Filmen, Videoclips und Hörspielen runterladen oder eigene Audiodateien anfertigen und hier veröffentlichen können.

Ein Portal, das sich an kreative Köpfe, Hörspielfans und Geschichtenerzähler gleichermaßen richtet - und das jetzt von der Initiative "Deutschland - Land der Ideen" mit der Auszeichnung "Ausgewählter Ort 2012" in der Kategorie "Kultur" geehrt wurde. Die Initiative unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten zeichnet Projekte aus, die mit Vielfalt und Innovationskraft überzeugen können.

Am Anfang war die eigene Betroffenheit. Tochter Leonie, damals zwölf, wollte ein eigenes Hörspiel aufnehmen und suchte im Internet nach passenden Geräuschen. Erfolglos - es gab einfach keine Internetplattform für die Produktion von Hörspielen. "Und plötzlich war klar, wenn es so etwas noch nicht gibt, muss es eben erfunden werden", sagt Stephanie Landa, die bis dahin von Computern etwa so viel Ahnung hatte wie der Hahn vom Eierlegen. Und die inzwischen weiß, dass die Arbeit mit dem Computer ganz einfach ist, wenn man erst mal die vorhandenen Hemmungen und Vorurteile überwunden hat (nachzulesen in ihrem Blog unter www.einfachaudio.blogspot.de ).

Gemeinsam mit Ehemann Hanns entwickelte die 46-Jährige die Vision vom interaktiven Audiotreffpunkt im Internet und stellte mithilfe von Freunden wie Bekannten zum Start die ersten Beiträge auf die Seite. Heute finden sich rund 3500 auf der Plattform: Interviews, Reportagen, Stadtteilführungen als Audioguide, vertonte Balladen, unzählige Geräusche sowie Musikstücke, von Nutzern produziert und kostenlos anderen Nutzern zur Verfügung gestellt. Vorausgesetzt, sie werden für nicht kommerzielle Zwecke genutzt. Die Software zum eigenen Produzieren von Audiodateien erhält man ebenfalls umsonst. Darüber hinaus gibt es einen Blog mit Expertentipps und Anleitungen, wie der Nutzer ein Hörspiel erstellt oder ein Interview führt. Jeder Beitrag wird von der Audiyou-Redaktion gesichtet und erst dann freigegeben, wenn er für Kinder und Jugendliche geeignet ist. Auch die hochgeladene Musik wird genau überprüft, um Urheberrechtsverletzungen zu vermeiden. Längst nutzen auch Lehrer und Medienpädagogendas Portal, das den Prüfstempel "frag FINN" der Initiative "Ein Netz für Kinder" trägt - zur Förderung der Medienkompetenz im Unterricht. Weil es eine "hörbare Brücke zwischen Spaß und Lernerfolg baut", wie Gabi Netz von Lehrer-Online sagt. Und Stephanie Landa verbringt inzwischen viel Zeit damit, Lehrer in der Nutzung der Software und beim Tonschnitt zu schulen. Die Voraussetzungen zur Nutzung von Audiyou sind ein Rechner mit Internetzugang und ein Mikrofon für dieAufnahmen. Besonders beliebt, sagt Stephanie Landa, ist der Hörspiel-Karaoke-Bereich, bei dem die Nutzer ein Hörspiel nicht nur anhören, sondern auch Rollen sprechen können.

Dieses Angebot wurde ganz offiziell vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert. Seit drei Jahren veranstaltet Audiyou außerdem gemeinsam mit dem Hamburger Straßenmagazin "Hinz & Kunzt" den Schülerwettbewerb "Miteinander hören". Das Thema in diesem Jahr: "Wer Wie Was Wohnen?"

Eingereicht werden können selbst produzierte Hörbeiträge verschiedenster Art, die das Thema Wohnen hörbar machen. Erlaubt sind Umfragen, Reportagen, Raps, Songs, Hörspiele, Interviews, Klangcollagen und Lesungen.

Die Beiträge dürfen nicht länger als fünf Minuten sein. Der Wettbewerb richtet sich an Schüler aller Klassenstufen und Schulformen aus Hamburg und dem Umland. Weitere Infos gibt es unter www.audiyou.de . Einsendeschluss ist der 22. Mai.

Hörproben unter abendblatt.de/audiyou