Eine Beobachtung von Jenny Bauer

Bitte nicht mehr anschreien. "Bleiben Sie am Apparat", schnauzt eine Stimme, wie sie sonst nur äußerst strenge Lateinlehrer haben, aus dem Telefonhörer. Die Warteschleife. Nur ist diese so unfreundlich, dass sie nicht zum Warten animiert, sondern zum Auflegen.

Andere Unternehmen hingegen haben die Gesprächspause in ihrem Sinne inszeniert. So vertröstet das Institut für Wetter- und Klimakommunikation mit "Singin' in the Rain". "Let the Sunshine in" wäre eine bessere Wahl. Die Hamburger Staatsoper ist da schon weiter. Dort läuft eine Aufnahme der Eigenproduktion von Wagners "Götterdämmerung" einige Ehrenrunden. Auch Stage nutzt die eigenen Akustikreserven. Abwechselnd singen Simba, Tarzan und ein Nonnenchor aus dem Hörer. Hier versteckt sich ein Tipp für Sparfüchse: Warum eine CD oder gar Tickets kaufen? Am Telefon gibt es das Ganze zum Nulltarif; Bühnenbild, Schauspieler und Livestimmung muss die Fantasie hinzufügen.

Irgendwann kann die Warteschleifenperfektion aber in den Wahnsinn führen. Anruf bei einer Werbeagentur (die müssen sich mit Kundenbeeinflussung schließlich auskennen): "Wir gestalten unsere Warteschleifenmusik gerade neu", sagt eine Frau auf die Frage nach ebendieser. Sie könne aber nachfragen, was darauf zu hören sein wird. Dafür stellt sie mich kurz - in die Warteschleife. Klassische Musik, Gitarren, Hippie-Evergreens erklingen. Dann ist die nette Dame wieder dran. "Ich kann Ihnen leider nicht helfen." - "Aber Sie haben mich doch gerade in die Warteschleife gestellt!" - "Ja, aber das war nicht unsere." Aha.