Der HSV spielt beim 1:3 gegen Freiburg wie ein Absteiger

Für den Trainer eines Fußballbundesligisten beginnt nach den 90 Minuten die dritte Halbzeit. Noch vollgepumpt mit Adrenalin und oft auch Frust gilt es, im Minutentakt treffende Kommentare vor den vielen Mikrofonen abzugeben. Dass dies nicht immer gelingt, ist logisch. Wenn Thorsten Fink also beim ZDF anmerkte, der HSV stecke nach dem 1:3 gegen Freiburg zwar im Abstiegskampf, sei aber kein Abstiegskandidat, klingt das zwar unfreiwillig komisch, muss aber nicht überbewertet werden.

Wie nach jedem verlorenen Spiel gab sich Fink optimistisch, ohne jedoch Souveränität auszustrahlen. Womöglich zehrt am 44-Jährigen, dass seine Motivationskünste, die bei seinem Amtsantritt wunderbar gewirkt hatten, zuletzt keinen Effekt zeigten. Schlimmer noch, die Spieler wirken fast labiler als beim erbärmlichen Start in der Hinrunde, es zeigen sich Auflösungserscheinungen.

Während der HSV der Neuzeit in solchen erfolglosen Phasen mit Vorliebe das Traineramt neu besetzte, stellt sich diese Frage diesmal nicht. Auffällig wohltuend tat sich Sportchef Frank Arnesen inmitten der Untergangsstimmung hervor. Während Fink rhetorisch ("Ich gebe mich kämpferisch") nicht überzeugen konnte, leitete der Däne sofort das Krisenmanagement ein, um die Angst der Mannschaft vor dem Versagen zu bekämpfen. Man mag sich nicht ausmalen, wie der HSV den Klassenerhalt schaffen sollte, hätte Fink nicht einen erfahrenen Mann an seiner Seite, der den Trainer coachen kann.

Arnesen übernimmt also Verantwortung. Innerhalb der Mannschaft werden Führungsspieler verzweifelt gesucht. Während ein David Jarolim vorbildhaft gegen den Negativtrend ankämpft, wirkt Mladen Petric, der den Verein zum Saisonende verlässt, so lustlos, als sitze er nur noch seine Zeit beim HSV ab. Und auch die Form des gegen Freiburg fehlenden Marcell Jansen zeigte zuletzt steil nach unten. Immerhin kehren am Freitag gegen Wolfsburg mit Kapitän Heiko Westermann und Dennis Aogo wieder zwei Profis zurück, die diesen Namen verdient haben. Schließlich sind es die erfahrenen Kräfte, die sich jetzt gegen den Abstieg stemmen müssen.