Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Gewiss ist die Frage erlaubt, ob ein Spektakel wie die Formel 1 noch zeitgemäß ist. Die einzige Sportart, die einem Finanzinvestor gehört, zelebriert einen Zirkus, der hemmungslos mit Ressourcen umgeht und Milliarden Euro auf der Jagd nach Sekundenbruchteilen verbrennt. Diese Kritik ist berechtigt.

Aber die Vollgasbranche boomt. Denn so viel Formel 1 war nie. Zum ersten Mal überhaupt kommen gleich 20 Große Preise in vier Kontinenten unter die Räder. Motorsport-Impresario Bernie Ecclestone erschließt neue Märkte, die ihm seinen wichtigsten Treibstoff garantieren: Geld. Und wo bleibt die Nachhaltigkeit? 2014, immerhin, sollen "umweltfreundliche" Turbomotoren ein Drittel weniger Benzin verfeuern.

Auch sportlich ist die Saison 2012 besser besetzt als je zuvor. Gleich sechs Weltmeister tummeln sich im Starterfeld, die wieder erstarkten Silberpfeile elektrisieren die deutsche Formel-1-Gemeinde, die ein Duell zwischen Klassenprimus Sebastian Vettel und seinem aus der Rente geholten Vorgänger Michael Schumacher herbeisehnt. Die technische Überlegenheit von Vettels Red-Bull-Team wurde von den Regelhütern beschnitten, sodass tatsächlich spannendere Rennen erwartet werden dürfen - und entsprechende Einschaltquoten.

Über die hässlichen Höckernasen des Autojahrgangs 2012 werden die Fans der jeweiligen Teams wohlwollend hinwegsehen, solange die Autos an der Spitze mitfahren. Denn schnell ist immer schön.