Hamburg. Am Dienstag ist es so weit: Hamburg begrüßt den Frühling mit der Aktion "Frühlingsgruß". Das Hamburger Abendblatt wird an Passantinnen an verschiedenen Orten Narzissensträußchen verschenken. Es lohnt sich also, am Dienstagmorgen an den Bahnstationen in der Innenstadt die Augen offen zu halten.

Diese Idee war schon einmal sehr erfolgreich. Bereits in den 50er-Jahren gab es eine solche Aktion, die auf großen Zuspruch stieß. Und warum nicht wiederbeleben, was schon einmal gut war?

"Die Menschen standen in Trauben um die Blumenverteiler herum", erinnert sich Inge Hellwege, 81, die damals nahe dem Rathaus arbeitete. Auch sie und zwei ihrer Kolleginnen holten sich ihre Frühlingsboten ab. "Eine von uns musste dann immer ihren Kaffeebecher opfern, den wir als Vase nutzten", sagt Hellwege. Das Datum - immer der 20. März - konnte für sie nicht besser sein, denn sie hat am 19. März Geburtstag. "Deswegen habe ich mich ja immer so darüber gefreut", sagt sie. Erstmals fand die Aktion 1952 statt. In den Folgejahren fieberte Hellwege auf dem Weg zur Arbeit auf den 20. März hin: "Wir wussten ja, dass es Blumen gibt." Da fiel das Aufstehen gleich leichter. Umso größer die Enttäuschung, als es ab 1956 keine Sträußchen mehr gab. Aber das ändert sich ja jetzt. Zum Glück von Frau Hellweges Mann. Der sei nämlich nicht gerade ein Blumenkavalier, sagt die dreifache Großmutter: "Ich kaufe mir lieber selbst welche."

Auch Irmgard Floegel, 81, kann sich noch an die Aktion erinnern. Allerdings nicht als Beschenkte, sondern als Blumenverteilerin. Floegel studierte damals an die Universität Hamburg Erziehungswissenschaften. Sie war dafür extra aus Friedrichstadt in ihre Heimatstadt zurückgekommen. Ihr Studium finanzierte sie sich durch ein Fleißstipendium und gut ein Dutzend Aushilfsjobs: Hostess, Kellnerin, Nachhilfelehrerin - und eben Blumenverteilerin für das Hamburger Abendblatt.

"Solche Jobs haben dann schon Spaß gemacht", sagt sie. Schließlich verschenkte sie nicht nur Blumen, sondern auch ein Lächeln. "Wer lässt sich nicht gern Blumen schenken?", fragt die ehemalige Lehrerin. "So was war ja nicht gang und gäbe in den entbehrungsreichen Jahren nach dem Krieg." Floegel kann sich nicht mehr genau daran erinnern, aber sie geht davon aus, dass sie sich nach getaner Arbeit selbst einen Frühlingsstrauß mit nach Hause genommen hat. Am kommenden Dienstag wird das einfacher: Da kann sie sich beschenken lassen.