Eine Glosse von Elisabeth Jessen

Man muss viel erklären, wenn man mit einem Humpelbein herumläuft. "Beim Skifahren verletzt?", fragen die Kollegen mitleidig, einer nach dem anderen. Sie wissen, dass ich einmal im Jahr vom norddeutschen Flachland auf die Zweitausender muss, um mich dann auf Meereshöhe wieder wohlzufühlen.

Und tatsächlich wäre eine Sportverletzung weniger peinlich als das, was wirklich passiert ist. Denn nicht immer verdankt man einen lädierten Fuß der heißen Abfahrt, auch nicht einem hochprozentigen Einkehrschwung oder dem Tanzen auf den Tischen beim Après-Ski. Nein, man kann auch am ersten Arbeitstag nach dem Skiurlaub auf dem Nachhauseweg böse umknicken. Um den Bus nicht zu verpassen, hatte ich einen kurzen Sprint einlegen müssen - der Weg ist ja jetzt immer ein bisschen länger, weil man vorn einsteigen muss.

Der Orthopäde nickte wissend, als er am nächsten Morgen den Knöchel sah, der die Größe eines halben Tennisballes angenommen hatte. Seine genaue Diagnose blieb schwammig - es könne sich um eine Bänderdehnung, eine -zerrung oder einen -riss handeln. Sei nicht wichtig, sagte der Fachmann, die Behandlung sei in allen Fällen die gleiche. Dass da was kaputt gegangen sei, sei ja nicht zu übersehen - auch wegen der Blaufärbung.

Der ebenfalls blaue Tape-Verband soll den Fuß nun sechs Wochen stabil halten. Und das ist das wirklich Schlimme daran: Eineinhalb Monate lang ausgeleierte Turnschuhe zu tragen, weil es das einzige Paar ist, in dem der dicke Verband Platz hat, ist bitter. Als Trost bleibt, dass von diesem Wochenende an vermutlich noch mehr Humpelbeine unterwegs sein werden - die Hamburger Skiferien gehen nämlich zu Ende. In Gemeinschaft leidet es sich leichter.