Hamburg renaturiert Flüsse, um EU-Richtlinie zu erfüllen

Hamburgs Bezirke starten eine Großoffensive zur Renaturierung ihrer Flüsse. Das ist gut so. Denn es gibt in Hamburg kein Gewässer, das nicht künstlich verändert worden ist. Jetzt dafür zu sorgen, dass Begradigungen zurückgebaut werden, Überschwemmungsbereiche entstehen, Wehre abgebaut werden, ist ein Segen für die Tier- und Pflanzenwelt und war lange überfällig.

Leider hat dieses plötzliche Engagement der Verwaltung nichts mit einer umweltpolitischen Erleuchtung zu tun. Im Gegenteil. Lange hat sich die Politik einen feuchten Kehricht um das Thema Renaturierung geschert. Jahrzehntelang wurden die Fließgewässer als Abwasserkanäle genutzt, Ufer wurden befestigt, Biegungen begradigt. Lediglich Umweltverbände wie Nabu und BUND schreiben sich den Schutz und die Verbesserung der Gewässer seit Jahrzehnten auf die Fahnen, organisieren Bachpatenschaften, Gewässernachbarschaftstage und trommeln Freiwillige und Ehrenamtliche zusammen, um an den Flüssen zu arbeiten.

Dass jetzt auch die Bezirke mit auf diesen Zug aufspringen, hat letztlich nur einen Grund: Sie sind durch eine EU-Richtlinie dazu gezwungen. Und Hamburg hinkt den Vorschriften der EU schon jetzt deutlich hinterher. Die Europäische Union hat mit den EG-Wasserrahmenrichtlinien ein Fundament für die Gewässerschutzpolitik in Europa gelegt. Ziel der Richtlinie ist es, einen guten Zustand aller Gewässer bis 2015 zu erreichen. Dieses Ziel und die Vorgaben kennt auch Hamburg seit Jahren. Nur passiert ist bisher nicht viel. Deshalb ist auch jetzt schon klar, dass die Hansestadt den Termin 2015 nicht wird halten können. Für einige Projekte an der Wedeler Au oder der Bille hat Hamburg bereits eine Verlängerung bis 2021 und sogar 2027 beantragt.

Dass Umweltverbände und Verwaltung jetzt gemeinsam an der Verbesserung der Flüsse arbeiten, ist der richtige Weg. Dass viele Hamburger sich freiwillig daran beteiligen, ist noch besser. Immerhin machen die Wasserflächen in Hamburg rund acht Prozent des Stadtgebietes aus und sollen auch künftigen Generationen noch Natur- und Erholungsraum sein.