Eine Glosse von Nico Binde

Hamburg und die Sonne - das ist eine schwierige Beziehung. Der Minderwertigkeitskomplex dieser Stadt in Bezug auf ungetrübtes natürliches Licht ist ja legendär ausgeprägt. Keine andere deutsche Metropole kämpft so intensiv gegen die üble Nachrede, schlecht für den Teint und gut für die Öljackenindustrie zu sein.

Insofern sah man dem Sonnensturm, der am Freitag über den Globus fegen sollte, gelassen entgegen. Während weltweit vor Stromausfällen, Satellitenschäden und Funkproblemen gezittert wurde, erschien die Bedrohung für Hamburg überschaubar. Warum sollte der Bräunungsstern seine Gaswolken ausgerechnet auf sein chronisch vernachlässigtes Stiefkind schleudern?

Doch, Sie ahnen es, diese Sorglosigkeit sollte sich rächen. Denn die global einzigen Auswirkungen des Sonnensturms wurden in der lichtentwöhntesten Metropole der Welt registriert: in Hamburg. Zu allem Überfluss traf es auch noch die schwächsten in unserer Technologiegesellschaft: die Fahrzielanzeiger der Hamburger Hochbahn. Hunderte fielen aus, weil das auf sonnensturmlosen Himmel konditionierte Funksystem unter dem Beschuss aus dem All zusammenbrach. Hamburg und die Sonne - das bleibt wohl schwierig.

Ob auch der nächtliche Ausfall eines Kaugummiautomaten an der S-Bahn-Station Barmbek auf das Konto des Sonnensturms geht, muss noch geprüft werden. Der 45-Jährige, der die Störung gegen 3.30 Uhr bemerkte, reagierte jedenfalls wie im Handbuch für Sonnensturmschäden an Kaugummiautomaten vorgeschrieben. Er alarmierte die Bundespolizei.