Die neue Tarifrunde in der deutschen Metallindustrie ist auch eine Art Echo auf die Kämpfe des vergangenen Jahrzehnts. Die Auftaktforderung - eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um 6,5 Prozent - zeigt das neue Selbstbewusstsein der Metaller. Sie haben es sich verdient.

In den 2000er-Jahren wurde die deutsche Industrie - nicht nur die Metallbranche - allerorten totgesagt. Die Bezüge wie auch die Lohnnebenkosten der Arbeitnehmer waren zu hoch. Manche Vorzeigeunternehmen wie etwa die Automobilhersteller Volkswagen, Daimler und BMW wiesen bedenkliche Schwächen in ihren Bilanzen aus, aber auch Defizite in der Produktqualität und der Konzernstrategie. Das waren willkommene Angriffspunkte für jene Schwarzseher, die Deutschlands Wirtschaft gern als alt und schlapp darstellten.

Die Industrie hierzulande hat die Beben der vergangenen Jahrzehnte nicht nur überstanden, sie ging gestärkt daraus hervor. Die Politik verordnete dem Land mit der Agenda 2010 schmerzhafte Reformen der Sozialsysteme. Die Unternehmen wiederum senkten ihre Kosten in einem zähen, aber konstruktiven Ringen von Arbeitgebern und Gewerkschaften. Durch den langen Verzicht der Mitarbeiter auf höhere Einkommen schufen sich die Firmen den Spielraum für Forschung, Entwicklung - und die Ausbildung des Nachwuchses.

Die deutsche Industrie gilt heute als modernste der Welt. Das verschafft diesem Land einen wesentlichen Teil der Kraft, die es braucht, am Ende auch die lange Krise an den Finanzmärkten zu überstehen.