Eine Glosse von Armgard Seegers

Weit über alle religiösen oder kulturellen Unterschiede dieser Welt gibt es etwas, worüber sich wohl alle Männer einig sind: Sie möchten keine Frau sein. Ja, sie wissen schon, dass es nicht das Frausein an sich ist, das stört, sondern dass es Männer sind, die Frauen schlecht behandeln.

Wie aber behandeln Männer sich selbst? Auch nicht gut, meint Autor Ralf Bönt. Männer sterben früher, 95 Prozent aller Gefängnisinsassen und 80 Prozent aller Drogenabhängigen sind männlich, Selbstmorde werden zu 74 Prozent von Männern begangen. Demnach muss es furchtbar sein, als Mann auf die Welt gekommen zu sein. Zumal auch Schulabbrecher, Verhaltensgestörte, Erbkranke in der Mehrzahl Männer sind sowie 80 Prozent der Obdachlosen. Und das, obwohl Frauen 23 Prozent weniger verdienen als Männer. Wieso ist das so?

Man kann nicht für alles das verkümmerte Y-Chromosom verantwortlich machen, das nur Männern eigen ist. Aber das Testosteron, das den männlichen Körper durchflutet, schon. Es führt dazu, dass männliche Föten ein zu 60 Prozent erhöhtes Risiko haben, zu früh zur Welt zu kommen - und Jungs-Babys eine 30 Prozent höhere Sterblichkeit. Wenn sie größer sind, rasen Männer im Auto herum, betreiben gefährliche Sportarten und reparieren Elektrisches. Addiert man diese Faktoren, weiß man auch, warum Männer früher sterben.

Aber im Ernst: Frauen haben in den vergangenen Jahrzehnten völlig neue Rollenmodelle für sich entwickelt. Und das ist gut so. Ebenso gut wird es sein, wenn Männer nun damit anfangen, ihre Stereotype abzulegen und neue Lebensweisen auszuprobieren. Wer sich um Kinder, Familie, Freunde und die eigene Gesundheit kümmert, statt den unabhängigen Cowboy zu spielen, findet mehr Erfüllung und ein verlängertes Leben. Dass die Rechnung aufgeht, das kapieren Männer sicher. Sie sollen doch so gut rechnen können. Oder ist das jetzt auch nur wieder ein Klischee?