Hamburg/Barsbüttel. Weil sie ihre Kinder im kommenden Schuljahr nicht auf die drei nächstgelegenen Hamburger Gymnasien schicken dürfen, haben viele Eltern aus der Stormarner Gemeinde Barsbüttel einen Protestbrief an den Schulsenator und die Schulbehörde der Hansestadt geschrieben. "Unsere Kinder werden auf Schulen verteilt, die weder die Eltern noch die Kinder wollen. Schulwege werden unzumutbar und Profilwünsche sind nicht mehr realisierbar", heißt es in dem Brief der Elterninitiative, der dem Abendblatt vorliegt.

Laut dem Gastschulabkommen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein dürfen Barsbütteler Schüler ein Hamburger Gymnasium besuchen. Allein die Gemeinde Barsbüttel zahlt dafür jährlich 170 000 Euro, insgesamt überweist Schleswig-Holstein für seine rund 6000 Gastschüler bis 2015 sogar 12,4 Millionen an Hamburg. In dem Abkommen ist keine Schule namentlich festgelegt. In der Regel besuchen Schüler aus Barsbüttel aber ein Gymnasium im Bezirk Wandsbek. 223 Barsbütteler gehen dort derzeit schon zur Schule, sagt Barsbüttels Bürgermeister Thomas Schreitmüller. Weil die drei Gymnasien im Februar aber zu viele Anmeldungen für die fünften Klassen erhalten haben, bekommen 30 bis 40 Barsbütteler Kinder dort jetzt keinen Platz. Laut Schulbehörde sind nicht nur die Barsbütteler betroffen - insgesamt müssen 61 künftige Fünftklässler im Bezirk Wandsbek auf andere Schulen verteilt werden.

Dass so viele junge Barsbütteler die Wandsbeker Gymnasien besuchen, liegt daran, dass die Schulen in einer knappen halben Stunde mit dem Bus zu erreichen sind. Zu den weiter entfernten Gymnasien in den Nachbargemeinden Glinde und Reinbek besteht dagegen keine gute Busverbindung. Durch das Gastschulabkommen bekam der von Hamburg mehr geduldete als erwünschte, grenzübergreifende Schulbesuch 2010 offiziellen Charakter.

"Wir haben uns so sicher gefühlt nach dem Gastschulabkommen, und meine Tochter darf jetzt trotzdem nicht auf ihre Wunschschule, sie ist total enttäuscht", sagt Berit Herzog, deren Kind noch die vierte Klasse in Barsbüttel besucht. Die Barsbütteler Eltern fordern, dass Hamburg den Schulentwicklungsplan überdenkt und den Gymnasien die Aufnahme von mehr Schülern gestattet, um das Gastschulabkommen "zumutbar" umzusetzen.

Mehr zum Thema in unserer Regionalausgabe Stormarn und unter abendblatt.de/stormarn