Krankheit bei fünf Menschen aus den Elbvororten nachgewiesen - Institut sucht nach verseuchten Lebensmitteln

Altona. Nun sind es fünf. Fünf Menschen sind im Westen Hamburgs, in Blankenese und Othmarschen, in den vergangenen Tagen an EHEC erkrankt. Nach den Erfahrungen mit der EHEC-Epidemie im Frühsommer 2011, bei der bundesweit 53 Menschen starben, schrillen bei vielen die Alarmglocken: nicht schon wieder!

"Wir sind wachsam", sagt Prof. Rolf Stahl, Nierenspezialist am Universitätsklinikum Eppendorf. "Wir haben aus dem vergangenen Jahr gelernt, wie wir im Fall der Fälle reagieren müssen, und wissen viel über das Krankheitsbild." Er habe alle Ärzte seiner Abteilung aufgrund der aktuellen Vorgänge nochmals sensibilisiert und informiert.

Inzwischen gibt es fünf nachgewiesene EHEC-Fälle aus den vergangenen Tagen - und alle aus derselben Gegend. Vor zehn Tagen schockierte die Nachricht über die sechsjährige Sophie, die an der Folgekrankheit HUS (Hämolytisch-urämisches Syndrom) gestorben war. Anfang dieser Woche wurden drei weitere EHEC-Fälle bekannt. Die Erkrankten, ein dreijähriges Kita-Kind, ein elfjähriger Gymnasiast und eine 68-jährige Frau, leiden aber nicht an der Folgekrankheit HUS. Gestern kam dann noch eine 88 Jahre alte Frau hinzu. Auch sie ist nicht an HUS erkrankt, musste aber zeitweise stationär behandelt werden.

Die drei betroffenen Kinder stehen über ihre Geschwister in Kontakt zueinander. Der elfjährige Schüler des Gymnasiums Blankenese hat eine jüngere Schwester, die die Gorch-Fock-Schule besucht. Dort ging auch Sophie in den Unterricht. Und das erkrankte Kind im Kita-Alter hat wiederum ein älteres Geschwisterkind, dass das Gymnasium Blankenese besucht.

Die Gorch-Fock-Schule war nach dem Tod ihrer Schülerin gerade dabei, wieder zum Alltag zurückzufinden. "Der Unterricht läuft wieder, und bis auf eine einstellige Zahl sind auch alle Schüler wieder anwesend", sagt Schulleiterin Vera Klischan, 60. Doch beim Alten sei noch lange nichts: "Es bleibt einfach eine tiefe Trauer." Im Flur gibt es einen Gedenktisch für Sophie mit einem Foto von ihr, Kerzen und Briefen ihrer Mitschüler.

Viele Eltern hatten ihre Kinder in der vergangenen Woche aus Sorge nicht mehr zum Unterricht geschickt. "Jetzt ging wieder eine Sorgenwelle durch die Elternschaft", sagt Klischan. "Denn jetzt ist klar, es ist kein Einzelfall mehr." Am Gymnasium Blankenese fällt der Unterricht wegen Desinfektionsmaßnahmen heute komplett aus.

Auch wenn die Kinder indirekt alle in Kontakt miteinander stehen, geht die Behörde nicht von einer Schmierinfektion zwischen ihnen aus. "Dagegen spricht, dass bei den jeweils verbindenden Geschwisterkindern kein EHEC nachgewiesen wurde und sie auch keinerlei Symptome aufzeigen", sagt Kerstin Godenschwege, Sprecherin des Bezirks Altona. Zudem sei dieser Infektionsweg bei EHEC eher selten. Trotzdem haben auch die Geschwisterkinder Schulverbot - zur Sicherheit. "Wir können nichts völlig ausschließen", so Godenschwege. "Da aber nun auch ältere Menschen erkrankt sind, gehen wir davon aus, dass es ein Lebensmittel gibt, das alle konsumiert haben und über das sie sich infiziert haben."

Mit Unterstützung des Robert-Koch-Instituts wird deshalb nun auf der Suche nach Gemeinsamkeiten ermittelt, wo die betroffenen Familien ihr Essen kaufen und welche Restaurants und Cafés sie besuchen. Zudem wurden Lebensmittelproben aus den Haushalten genommen. Da die Infektion aber zwischen zwei und zehn Tage vor dem Ausbruch der Krankheit stattgefunden haben muss, ist es wahrscheinlich, dass die meisten Lebensmittel bereits verzehrt sind. "Es kann sein, dass wir den Überträger nicht mehr herausfinden", sagt Godenschwege.

Dabei gab es schon mal einen Moment der Hoffnung. Nachdem Analysen ergaben, dass Sophie nicht an dem aggressiven Erregertyp von 2011 (0104), sondern an dem weitaus häufigeren Typ 0157 erkrankt war, wurde auf Rohmilchkäseproben aus dem Einzelhandel ein EHEC-Erreger entdeckt. Es handelte sich aber nicht um denselben Typ, an dem die Grundschülerin erkrankt war. Dies belegten unabhängige Untersuchungen des Instituts für Hygiene und Umwelt und des Bundesinstituts für Risikobewertung. Auch wenn der Käse nicht Infektionsquelle für das sechsjährige Mädchen war, wurde die kontaminierte Ware unverzüglich aus dem Verkehr gezogen. Außerdem wurden die zuständigen Behörden informiert, damit dies bundesweit geschieht.