Eine Glosse von Vanessa Seifert

Jugendwahn ist offenbar veraltet. Es gibt in unserer Umgebung, präzise im Südosten der Stadt, nämlich jemanden, der freiwillig auf alt macht: Bergedorf, bekannt für Schloss, Sternwarte und Schnecken, wird 850 Jahre alt. Na ja, man tut dort zumindest so.

Denn eigentlich wurde "Bergerdorp" erst vor 849 Jahren zum ersten Mal erwähnt. Mit dieser Enthüllung ist der Historiker Christian Römmer den Bergedorfern jetzt vorab schön in die für den 26. März geplante Parade gefahren. Denn jenes Dokument des einstigen Hamburger Erzbischofs, das bisher als Bergedorfs "Geburtsurkunde" herangezogen wurde, trägt leider nicht das Datum von 1162.

Während der Wissenschaftler, der diesen Glauben jetzt widerlegen konnte, Grund zum Feiern hat, fehlt genau dieser Grund jetzt den Bergedorfern. Im Bezirksamt gibt man sich laut "Bergedorfer Zeitung" gelassen: Man habe nicht vor, die mehr als 100 Jubiläumsveranstaltungen abzusagen. Ist ja schließlich (ein) Fest geplant, und Bergedorf hat sich gut gehalten. Da muss man die Feste feiern, wie sie auch mal nicht fallen.