Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Schon wahr: Ein guter Geiger klingt auf einem murkligen Instrument immer noch besser als ein blutiger Dilettant auf einer Stradivari. Aber ist das vielleicht ein haltbares Argument gegen die Kombination der Stradivari mit dem guten Geiger? Eben. Nun hat der Deutsche Musikinstrumentenfonds Stradivaris nur in Ausnahmefällen zu vergeben. Aber auch viele der 27 Instrumente, die am kommenden Wochenende nach erfolgreichem Wettspiel in die Hände aufstrebender Jung-Klassiker geraten sollen, tragen klangvolle Namen und sind Jahrhunderte alt. Dass der Fonds auch jedes Jahr einen Auftrag für ein neues Streichinstrument vergibt, ist nicht nur als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die Kunsthandwerker im Geigenbau zu verstehen. Vor allem Bratschen von anno dunnemals gelten für heutige Solistenbedürfnisse oft als zu klein und nicht klangstark genug.

Für die künstlerische Reifung der jungen Virtuosen ist der Deutsche Instrumentenfonds extrem hilfreich. Wer es in die Spitze schaffen will, braucht ein Top-Instrument, das zu ihm oder ihr passt - in jeder Beziehung. Dass es nur geliehen ist, erhöht den Respekt vor der Geschichte, die das noble Stück Holz mit sich herumträgt. Und vor der Fürsorge, mit der es behandelt werden will. Deshalb ist auch die regelmäßige Eignungsnachprüfung sinnvoll. Frei nach Goethe: Was du dir leihst von deinen Vätern, verdien's dir, um es zu besitzen. Und sei es nur vorübergehend.