Hamburg. Es waren wohl die schwersten Stunden im Leben von Markus Schreiber. Bis kurz nach Mitternacht saß der inzwischen zurückgetretene Bezirksamtsleiter am Donnerstagabend mit engen Parteifreunden zusammen. Sie waren die Ersten, die er von seinem Rücktritt unterrichtete. Damit zog der 51-Jährige die Konsequenzen aus dem Tod der elfjährigen Chantal und gab den massiven Rücktrittsforderungen der politischen Gegner nach.

Das Treffen, dem ein Gespräch am Nachmittag mit Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vorausgegangen war, dauerte etwa drei Stunden. Die Runde traf sich nicht in einem anonymen Sitzungssaal, sondern in der Privatwohnung eines SPD-Politikers. Der Kreisvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs war dabei, ebenso die Spitzen des Kreisvorstandes und der Bezirksfraktion in Mitte.

Die private Atmosphäre war bewusst gewählt worden. Denn es sollte ein Abend voller Emotionen werden. Auch Tränen flossen hier im Kreise der Mitstreiter, die Markus Schreiber seit Jahren begleiten. Noch einmal sicherten die Anwesenden, darunter Falko Droßmann, SPD-Fraktionschef in der Bezirkversammlung Mitte und langjähriger Vertrauter Schreibers, ihrem Bezirksamtsleiter ihre Unterstützung zu. Ein Teilnehmer sagte dem Abendblatt: "Wir wollten ihn halten, denn wir brauchen ihn in Mitte."

Aber Markus Schreiber, den der Tod von Chantal und die Vorwürfe der politischen Gegner in den vergangenen Wochen offensichtlich tief getroffen haben, hatte sich da schon für einen Rücktritt entschieden. Er könne dem Druck nicht mehr standhalten und wolle vor allem auch weiteren Schaden von der Partei und seiner Familie abwenden, erklärte er seinen Mitstreitern. Die reagierten mit Verständnis, aber auch betroffen auf diese Entscheidung.

Nach dem Treffen fuhr Markus Schreiber nach Hause, nach Finkenwerder.

Falko Droßmann zog ein Fazit: "Wir müssen Markus Schreibers Entscheidung akzeptieren. Aber für den Bezirk ist es ein großer Verlust."