Der Bezirk stoppt die Pläne des Klipper: Der Ausbau des Sportplatzes in Wellingsbüttel zu einem Hockey-Stadion ist vom Tisch. Nachbarn atmen auf.

Hamburg. Aufregung im Bürgersaal des Bezirks Wandsbek: Mehr als 80 Wellingsbüttler waren zur öffentlichen Sitzung des Stadtplanungsausschusses erschienen, um gegen Baupläne des Hockey-Klubs Klipper zu kämpfen. Nach fast zwei Stunden stand fest: Der Bezirk ändert seine Rechtsauffassung komplett und stoppt die Pläne zum Umbau der Sportstätte.

Weiterhin sicherten das Bezirksamt und Politiker zu, dass Wellingsbüttel im Streitfall mit dem Klipper als "besonders geschützter Bereich" behandelt wird - und auch in Zukunft im neuen Bebauungsplan ein "besonders geschütztes Wohngebiet" bleibt. Klipper muss neu planen und sich mit den Anwohnern arrangieren.

Über den komplett neuen Verfahrensstand waren die Protestler von der Initiative "Erhaltet Wellingsbüttel" so überrascht, dass ihr Sprecher seine Rede mit den Worten eröffnete: "Das hätten wir nicht erwartet." Mit welchen Haken und Ösen in der schönen Wohngegend gekämpft wird, offenbaren ein Blick hinter die Kulissen und ein Besuch vor Ort im Schwarzpappelweg:

Dompfaffen turnen auf den Tannen zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern. Wuchtige Bauten im dunklen Ziegelrot der 30er-Jahre stehen neben modernen Villen im Toskana-Stil. Man sieht Alarmanlagen, elektrische Tore und versteckte Garagen auf den großzügigen Grundstücken. Fremde werden gegrüßt.

Doch hinter den Häusern - dort, wo die Gärten liegen - ist es mit der Höflichkeit vorbei. Denn dort grenzen die Gärten an eine riesige Sportanlage, die ausgebaut werden soll. Die Anwohner fürchten den Bau eines Stadions und die Herabstufung ihres Wohngebietes im neuen Bebauungsplan, haben daher die Initiative gegründet.

Den protestierenden Anwohnern steht ein exklusiver Klub gegenüber: der Klipper, in dem neben Hockey und Tennis die Mitgliederstruktur besonders gepflegt wird. "Viele Mitglieder sind als leitende Angestellte, Unternehmer und Freiberufler Multiplikatoren in Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft und Politik", heißt es in der Eigenwerbung des Vereins. Neben den sportlichen stünden die "gesellschaftlichen Ereignisse" im "Mittelpunkt der Klubanlage" - und das "insbesondere für Jugendliche, die Kunden von morgen".

Alles begann mit dem rigorosen Abholzen einer langen Baumreihe zwischen den Grundstücken der Anwohner und den Vereinsplätzen. Anwohner Rüdiger Schäfer steht am Ende seines Gartens und zeigt auf einen nackten Graben, der hinter seinem Zaun liegt und zu dem 57 000 Quadratmeter großen Klipper-Grundstück gehört. "Hier stand vor Kurzem noch eine Art Urwald als Sicht- und Lärmschutz. Der wurde abgeholzt." Die Anwohner vermuten: ohne Genehmigung. Dem widersprach das Amt in der Fragestunde, konnte aber nicht wirklich erklären, warum alles abrasiert wurde. Die Anwohner geben sich mit der Erklärung, das sei wegen Entwässerungsarbeiten nötig gewesen, nicht zufrieden.

Denn jahrelang sei der Entwässerungsgraben nur mit dem Spaten gesäubert worden. "Jetzt ist dort eine Baustraße entstanden", sagt Rüdiger Schäfer. Weil mit der Abholzungsaktion zeitgleich Klipper den Bauplan einreichte und auch zeitgleich über die Herabstufung im Bebauungsplan-Entwurf "Wellingsbüttel 16" zu einem "allgemeinen Wohngebiet" verhandelt wurde, vermuten die Protestler eine Kungelei des Klipper mit dem Amt. "Wir sind tierisch misstrauisch dem Klipper gegenüber", sagte Rüdiger Schäfer, einer der Sprecher der Anwohner. Klipper-Chef Gercke erntete im Ausschuss für seine Ansage "Klipper ist der Grund, warum Wellingsbüttel so attraktiv ist" ein ungewöhnlich lautes Gelächter unter den 80 Protestlern.

Über die vermeintliche Baustraße soll nach Meinung der Protestler ein neues Hockey-Stadion mit weiteren Plätzen und einer Eventhalle gebaut werden. Zu der Großsportanlage würden ein weiterer Kunstrasenplatz, Lichtmasten und ein hoher Wall gehören, der als Tribüne dienen soll.

Stimmt alles nicht, sagt der Klipper. "Wir wollen zwei Naturrasenplätze durch einen Kunstrasenplatz mit Beleuchtung ersetzen", sagte Ingo Gercke dem Abendblatt. Nur darum gehe es, ausschließlich. Auch andere Vorwürfe weist er zurück. So habe es für die Bäume Fällgenehmigungen gegeben.

Das Misstrauen der Anwohner resultiert auch aus alten Vereinsmitteilungen. "Dort wurden ja schon Großprojekte wie ein zweiter Kunstrasenplatz, ein neues Klubhaus und eine Tribüne beschrieben", sagt Rüdiger Schäfer. Misstrauisch ist die Initiative auch, weil der Klipper den Bauantrag von einem Experten eines Fachamts, ausarbeiten ließ: Dieser leitet den Bereich "Management des öffentlichen Raums" in einem anderen Bezirk.

Die Initiative hat ihrerseits auch Spezialisten engagiert: die Bergedorfer Rechtsanwaltskanzlei Klemm & Partner, die jüngst den Wandsbeker Bordellstreit gewonnen hat. Gero Tuttlewski, Anwalt bei Klemm & Partner, sagte nach der Sitzung des Ausschusses: "Der Klipper muss bei der Umplanung seiner Sportanlage ein hohes Maß an Rücksicht auf die Bewohner nehmen - notfalls mit Lärmschutzmaßnahmen oder Betriebsbeschränkungen. Nur so wird es wieder ein Miteinander in Wellingsbüttel geben."