Die Schonungslosigkeit, mit der Torsten Meiners schildert, was in seinem Leben alles schiefläuft, beeindruckt zutiefst. Dabei erzählt er seine Geschichte ohne Vorwürfe, ohne Groll. Der 47 Jahre alte Hamburger Wohnungslose wurde am Roulettetisch spielsüchtig. Um der Versuchung zu entfliehen, wanderte er nach Neuseeland aus, wo es damals noch kein Glücksspiel gab. "Doch dann baute man auch dort Kasinos, und ich verspielte wieder alles", sagt er. Der Vater holte ihn zurück. Heute schläft Meiners mit Duldung des Eigentümers in einem Abbruchhaus. Dort ist er jetzt vor der eisigen Kälte geschützt und muss nicht in eines der zusätzlich bereitgestellten Obdachlosenquartiere ziehen.

Ein Leben zwischen den Extremen, zwischen Ost und West. Geboren wurde Meiners in Lauchhammer bei Cottbus, ging nach zehn Schuljahren zur Nationalen Volksarmee der DDR, wurde Hochseefischer. Dann ein erster Schlag: Er trat aus der Einheitsgewerkschaft FDGB aus und verlor den Job. Nach der Wende landete er in Hamburg, arbeitete zehn Jahre als Fahrradkurier. Bis die Spielsucht kam. Die Zeitung "Hinz & Kunzt" sei sein Rettungsanker gewesen, sagt er. Mit dem Verkauf des Blattes an der Hallerstraße kommt Meiners auf 500 Euro im Monat. "Das ermöglicht ein menschenwürdiges Leben, ohne dass man betteln muss." Seine Leidenschaft ist das Lesen. Oft geht er in die Zentralbibliothek. Oder er liest Schülern aus dem "Hinz & Kunzt"-Buch vor. Titel: "Ein mittelschönes Leben".