Als Mittelweg zwischen Wort und Waffe, zwischen Diplomatie und Krieg, sind Sanktionen in den vergangenen Jahrzehnten zu einem immer beliebteren Instrument der internationalen Politik geworden. Obwohl deren politische Wirksamkeit in der Regel von überschaubarem Ausmaß bleibt und meistens die Falschen darunter leiden. Sehr wenigen Erfolgen - die Sanktionen gegen das Apartheid-Regime in Südafrika werden dazu gezählt - stehen viele Pleiten gegenüber. Im Streit um das iranische Atomprogramm belegen sich Teheran und Brüssel nun kurioserweise im Prinzip mit den gleichen Strafen: Der Iran will der EU offenbar kein Öl mehr liefern; und die Europäer wollen keines mehr kaufen.

Zwar ist Öl die wichtigste Einnahmequelle Irans. Doch gerade einmal 20 Prozent davon gehen an Europa - rund 60 Prozent erhalten allein China, Indien, Japan und Südkorea. Für die EU, deren Ölimporte nur zu gut fünf Prozent aus iranischen Ölfeldern stammen, ist Teherans Embargo überhaupt kein Problem - sofern es gelingt, stärker Betroffenen wie Griechenland speziell zu helfen.

Der Iran wird von den Sanktionen der EU und der USA zwar schmerzhaft getroffen, aber kaum so entscheidend, dass er kurzfristig gezwungen wäre, seine Atompolitik zu ändern. China, der Rivale des Westens, könnte sogar mehr Öl abnehmen als bislang und vom Westen boykottierte Technik an den Iran liefern. Rein wirtschaftlich betrachtet gibt es also keinen Grund, warum die Öl- und Benzinpreise aufgrund dieses Handelskrieges kräftig steigen sollten. Doch ist zu befürchten, dass die Ölkonzerne die Krise zu Gewinnmitnahmen nutzen werden.

Also alles sinnlos? Nicht ganz. Wenn Diplomatie gegenüber einem Regime versagt, das sich so dreist seinen internationalen Verpflichtungen entzieht, und wenn ein Waffengang am Golf mit unwägbaren Konsequenzen vermieden werden soll, dann sind Sanktionen das Mittel der Wahl, um ein klares Signal zu setzen.