Ausstellung im Hamburger Rathaus dokumentiert die Rolle der Ordnungshüter während der Nazi-Herrschaft

Das Stadthaus, zur Zeit des Nationalsozialismus Polizeipräsidium und Gestapo-Folterkeller, hat bei den Überlebenden der Torturen seinen Schrecken bis heute nicht verloren. Das Original wurde 1941 und 1943 zerbombt.

"Dokumentation Stadthaus - Die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus" heißt eine Ausstellung, die noch bis zum 10. Februar in der Rathausdiele an die Rolle erinnert, die Hamburgs Ordnungshüter unter der NS-Herrschaft einnahmen. Es ist eine eindrucksvolle, gut besuchte Ausstellung, für die man einige Zeit mitbringen sollte. Sie gibt mit großen, reich bebilderten Texttafeln einen erschreckenden Einblick in ein finsteres Kapitel der Hamburger Geschichte, das erst seit Klaus von Dohnanyis Aufforderung "Es ist Zeit für die ganze Wahrheit. Kein Volk kann seiner Geschichte entfliehen", erhoben 1984, tief gehend erforscht wird.

In Dokumenten-Abbildungen, Fotos, exemplarischen Biografien und längeren Texten wird der Weg gezeichnet, auf dem sich die NSDAP die Loyalität der Polizei schon früh und nach der Machtergreifung dann sehr entschieden sicherte. Und abermals mit der Legende aufgeräumt, Hamburg habe nur eine sehr abgeschwächte Leidenschaft für den Führer und seine verbrecherischen Helfershelfer gehabt.

In Hamburg wurde die Polizei gleichgeschaltet, die jüdischen Mitglieder entlassen, es gab das "Kommando zur besonderen Verwendung", das politische Gegner terrorisierte. In Wittmoor und Fuhlsbüttel entstanden Konzentrationslager, der Polizeiapparat wurde ab 1936 konsequent so umgebaut, dass er ohne Umwege für die Parteiinteressen, auch für die mörderischen, eingesetzt werden konnte. Also zur Verfolgung und später Deportation Andersdenkender, von Juden, Homosexuellen oder Zigeunern.

Das alles geschah ordentlich verwaltet, mit Durchschlägen, Ablagen und Dienstwegen. Es wurde misshandelt, es wurde auch gemordet. Erschütternd ist auch zu lesen, mit welcher verschwiegenen Geschmeidigkeit sich nach 1945 die Wiedereingliederung in die neue Rechtsstaatlichkeit vollzog, ohne dass sich bei vielen an der rechtsextremen Gesinnung etwas änderte.

Die Ausstellung wurde erarbeitet von der Gedenkstätte Neuengamme und gefördert von der Hamburgischen Bürgerschaft. Sie ist ein sehenswertes Lehrstück über die Gefährdung der Demokratie durch diejenigen, die sie hätten schützen sollen.

Geöffnet Mo-Fr 10 bis 18, Sa So 10 bis 13 Uhr, Eintritt frei. Workshop zum Thema: 9. bis 11.2., Infos und Anmeldung: 428 13 15 43. Broschüre zur Ausstellung: 4,80 Euro