Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Martin Heuberger, der neue Handballbundestrainer, gilt als exzellenter Fachmann mit klarem analytischen Sachverstand. Was er nach dem 24:23-Sieg bei der EM gegen Mazedonien sagte, klingt dennoch erstaunlich: "Ich habe noch kein Vertrauen in diese Mannschaft."

Wenn nicht er, wer dann, und wenn nicht jetzt, wann dann, möchte man fragen. Das Problem ist: Der Mann hat recht. Konstanz und Stabilität hat dieses Team in den nun sieben Spielen unter Heuberger, von denen fünf verloren gingen, nicht bewiesen. Der knappe wie glückliche Erfolg gegen Mazedonien darf allenfalls als Hoffnungsschimmer gewertet werden, dass die Qualifikation für ein olympisches Ausscheidungsturnier doch noch gelingen könnte. Weil dafür bei der EM in Serbien selbst Platz zehn reichen könnte und der mutmaßliche Konkurrent Norwegen heißt, darf man weiter optimistisch sein.

Beständigkeit ist vornehmlich ein Resultat gewachsenen Selbstvertrauens, aber ebenso eins von Vertrauen. Wem die Klasse regelmäßig abgesprochen wird, dem kommt sie irgendwann abhanden. Wer keine Fehler machen darf, macht sie meist zuhauf. Im Bewusstsein der Erwartungen an den Weltmeister von 2007 wäre der Deutsche Handballbund besser beraten gewesen, langfristige Ziele auszugeben. Sie hätten der jetzigen Mannschaft weniger jener Verantwortung aufgebürdet, mit deren Umgang sie offenbar Schwierigkeiten hat. Die Teilnahme an Olympischen Spielen mag wichtig sein, die Zukunft des deutschen Handballs ist wichtiger.