Deutschlands älteste Werft kämpft einen Kampf auf Leben und Tod. Und es wird knapp, wie der gestern angekündigte Abbau von 350 der rund 1000 Arbeitsplätze im Unternehmen zeigt. Zwei feste und ein erwarteter Auftrag reichen nicht aus. Der nun bekannt gegebene Einschnitt tut weh. Es ist nur ein schwacher Trost für die Betroffenen, dass Geschäftsführung, vorläufiger Insolvenzverwalter, Betriebsrat und IG Metall fair miteinander verhandelt haben und nun zumindest Transfergesellschaften eingerichtet werden sollen.

Aber es macht auch wenig Sinn, dass sich die Beteiligten auf der Werft gegenseitig kritisieren. Es ist richtig für Sietas, sich auf hochkomplexe Spezialschiffe zu konzentrieren, einen Markt, den die asiatische Konkurrenz bislang noch nicht intensiv bearbeitet. Die Richtung weg vom Containerschiffbau hat das neue Management um Rüdiger Fuchs eingeschlagen. Für dieses Geschäft streitet niemand der Belegschaft ihre Fachkompetenz ab. Offen ist dennoch, ob das noch etwas nützen wird. Denn es müssen Aufträge her. Sonst könnte schon Ende Mai eine Entscheidung über einen weiteren Abbau von Jobs anstehen.

Damit dies nicht eintritt, muss jetzt rasch ein Investor gefunden werden. Einer, der an den deutschen Schiffbau glaubt und der bereit ist, die gesamte Gruppe mit künftig noch rund 600 Mitarbeitern zu übernehmen. Zugegeben: Er ginge ein Risiko ein. Aber er erhielte dafür ein Unternehmen, dessen Belegschaft für ihn durchs Feuer gehen würde. Sietas ist für die Zukunft aufgestellt. Jetzt sollten auch die Stadt und die HSH Nordbank alles tun, damit die Werft eine echte Perspektive bekommt.