"Gebäudebrüter", "kurzrasig" oder "Spektiv" sind Begriffe, mit denen Durchschnittsmenschen nur selten jonglieren. Für Vollzeit-Ornithologen wie Marco Sommerfeld gehören sie zum Standardvokabular. Der 39-jährige Leiter der Schutzstation Wedeler Marsch wertete für den Naturschutzbund Hamburgs Wintervogel-Inventur aus. Dass 648 Spatzen gesichtet wurden, freut ihn besonders: "Sie gehören als Kulturfolger des Menschen zu meinen absoluten Lieblingsvögeln." Und sind ausgewiesene Gebäudebrüter.

Seit Kindertagen zählt das Spektiv als Beobachtungsfernrohr zu den Alltagsgegenständen des Landschaftsökologen. Für ihn, der in Varel aufwuchs, war das Schlickwatt des Jadebusens nur einen Steinwurf entfernt. Die Nordsee und ihre Tierwelt haben ihn geprägt. "Als Achtjähriger bekam ich mein erstes Vogelbuch." Fortan sog er das Wissen über alles, was Federn trägt, geradezu auf, machte sein Hobby zum Beruf. Seit 2005 lebt er in Ottensen und arbeitet in Wedel, wo er auch Wiesen mäht. Denn einige Vögel mögen es kurzrasig.

Sein Traumjob sei das, sagt der überzeugte Naturfreund - die Fotografie inbegriffen. "Denn es ist extrem entspannend, Vögel beim Flug zu beobachten", schwärmt er. Das lehre Geduld und Ehrfurcht. Etwa davor, dass 18 Gramm schwere Wesen den halben Erdball überfliegen und Klimazonen wie die Sahara durchqueren. Für ihn sei das: die Faszination Vogel.