Ein Kommentar von Peter Ulrich Meyer

Nach Jahren des Dürstens und Darbens, was positive Nachrichten zur Leistungsfähigkeit des Hamburger Bildungssystems angeht, kommt das Gute nun gleich doppelt: Erstmals ist die symbolträchtige 50-Prozent-Schallmauer beim Anteil der Abiturienten eines Abschlussjahrgangs durchbrochen worden. Und zweitens verzeichnet die Schulabbrecherquote mit sieben Prozent ein Rekordtief. Der Makel eines im Bundesvergleich sehr hohen Anteils von Abgängern ohne Abschluss wird zunehmend getilgt.

Alle wünschen sich mehr Abiturienten, weil moderne Berufsbilder höhere Basisqualifikationen verlangen. Langfristig ist die Anhebung des Abiturientenanteils aber nur sinnvoll, wenn damit keine Niveauabsenkung einhergeht. Die Leistungsvergleichsstudien, an denen sich Hamburg beteiligt oder die es selbst betreibt, geben bislang keinen Hinweis auf eine derartige Tendenz.

So erfreulich die Entwicklungen der Hamburger Schulen am oberen und unteren Rand des Leistungsspektrums sind, so falsch wäre es, diese Erfolge dem regierenden SPD-Senat oder Schulsenator Ties Rabe (SPD) persönlich zuzuschreiben. In beiden Fällen handelt es sich um langfristige Tendenzen, die auch nach dem Regierungswechsel im Rathaus nicht gestoppt wurden. Fairerweise ist hinzuzufügen, dass Rabe bei der Präsentation der Zahlen auch keinen anderen Eindruck zu erwecken versucht hat.

Bei der Abiquote wird sich in den nächsten Jahren die Frage nach der Grenze des Wachstums stellen. Bei den Schulabbrechern dürfen der SPD-Senat und seine Nachfolger nicht ruhen, bis die Zahl nahe null ist.