Ein Kommentar von Thomas Andre

Die Entscheidung der Buchbranche, Ordnung ins Chaos der Bestsellerlisten zu bringen, ist überfällig: Weil sie ein willkommenes Mittel sein könnte, gute oder ernsthafte Literatur von der weniger anspruchsvollen auch auf der Ebene ihrer Veräußerung zu scheiden. Nicht nur aus einem bildungsbürgerlichen Impuls heraus ist der wirklichen Belletristik - das ist die Regalreihe mit Sibylle Lewitscharoff, Ingo Schulze oder Uwe Timm - eine Vereinheitlichung zu wünschen. Nein, es geht auch um die Übersichtlichkeit bei Thalia und Co., um die Trennung von Kunst und Unterhaltung auf der Bestsellerliste des "Spiegels" im Interesse des Lesers.

Manche mögen nun auf den "typisch deutschen" Vorgang schimpfen, Kultur in E und U aufzuspalten. Sei's drum: Letzteres passierte tatsächlich sowieso nur dann, wenn Trivialliteratur wie diejenige Kerstin Giers oder Tommy Jauds auch weiterhin als Paperback erschiene. Nur dann fände sie in der neuen, reinen Hardcover-Bestsellerliste keine Berücksichtigung mehr. Und der Betrachter wüsste genau dann exakt, womit er es zu tun hat, wenn er sich von einer Liste inspirieren lässt: mit niveauvoller Literatur. Kommt die nun daher im Gewand des Romans, der Potter-Saga oder dem des Krimis. Sie hat es manchmal schwer gegen die knalligen Titel aus dem Bereich des Unerheblichen: Möge die neue Bestsellerliste ihrer Verbreitung entgegenkommen.