Eine Glosse von Elisabeth Jessen

Schule ist doof. Doch in den Augen meines Neunjährigen gibt es noch eine Steigerung: das Schulschwimmen. Das sei so unhygienisch. In der Umkleide sei es überall nass, und da lägen auch so viele Haare und Flusen auf dem Boden. Ich solle beim Schwimmbad anrufen, damit die öfter putzen.

Unhygienisch, was der für Worte kennt, denkt man bei sich. Zu Hause schleudert er die schmuddeligen Winterschuhe durch den Flur, krümelt ständig alles voll, hinterlässt morgens und abends Zahnpastareste im Waschbecken, und wenn er seine Hände wäscht, sind diese danach nur wenig sauberer, das weiße Handtuch aber deutlich schmutziger. Und so ein Kind spricht von Hygiene!

Unsereiner kann die Zustände im Schwimmbad nur schwer überprüfen, denn in die separaten Umkleiden für Schüler kommen ja nur diese selbst. Auch die Lehrer können nicht Auskunft geben, denn sie sind in der Schule - den Schwimmunterricht gibt der Bademeister. Nur, wie die Grundschüler von der Schule zum Bad kommen und wieder zurück, das müssen die Eltern in Hamburg seit Jahren selbst regeln.

Letztens hätten 21 Kinder beim Schwimmen nicht mitgemacht, wollte mein Sohn mir weismachen. Alle Kinder hassten es. Für das Argument, wie wichtig es sei, dass alle schwimmen lernen, damit sie nicht ertrinken, ist er nicht zugänglich. Er könne es ja. Dann sollten eben nur die zum Schulschwimmen, die es noch lernen müssen, findet er. Ich muss zugeben, diese Argumentation hat was. Und bin heilfroh, dass Ende Januar mit dem Schulhalbjahr auch das Schulschwimmen und die Diskussionen enden.