Eine Glosse von Nico Binde

Wenn man das Zusammenleben in dieser Stadt auf drei ungeschriebene Gesetze reduzieren müsste, wären das folgende. Erstens: Die Hinterlassenschaften von sich lösenden Hunden gehören in Tütchen. Zweitens: Alten Menschen in Bus und Bahn wird ein Sitzplatz angeboten. Drittens: Wer anderen den Parkplatz klaut, ist doof.

Vor diesem recht schlicht gestrickten Hintergrund möchte ich auf Punkt drei zu sprechen kommen. Denn hier, in der Neustadt, ist der Parkdruck enorm. Leute, die mit dem Auto zur Arbeit kommen, gelten deshalb nicht zu Unrecht als schön blöd. Es sind Leute wie ich. Täglich vergeudet man 20 Minuten seines Lebens damit, einen bestenfalls semilegalen Stellplatz zu ergattern, wobei Eimsbüttler und Ottensener bis hierher sagen werden: Kenn ich. Doch heute ist mir etwas Neues passiert.

Zunächst tat sich - wie immer - doch noch irgendwo in Verlagsnähe eine Lücke auf, woraufhin ich einigermaßen souverän ein Einparkmanöver im Rückwärtsgang einleitete. Jedenfalls so lange, bis der Mercedes-Fahrer hinter mir vorwärts einparkte.

Soweit es sich rekonstruieren lässt, bin ich ausgestiegen und habe - sofort per du - Wörter wie "Alter!", "kann nicht dein Ernst sein" und "asozial" benutzt. Zu meiner Überraschung quittierte mein Gegenüber diese Suada aber nicht etwa mit einem gezielten Kopfstoß aufs Nasenbein, sondern mit dem irrwitzigen Vorschlag: "Lass uns eine Münze werfen, okay?"

Dummerweise war ich vom Charme dieser Idee so überrumpelt, dass ich einwilligte. Also: Ich - Zahl, Er - Kopf. Knick-Knack! Und was soll ich sagen? Ich musste noch mal los.

Ich schätze, Regel Nummer drei muss dringend überarbeitet werden.