Wenn Thomas Sampl wild gestikulierend über Karotten spricht, dann geht es nicht nur um ein Gemüse. Es geht um Farbverhältnisse, nachhaltigen Anbau und Geschmacksnuancen. Nun könnte man sagen, das ist eben sein Job, schließlich ist er Küchenchef. Aber er bleibt auch dann ein Perfektionist, wenn er seine Wirkungsstätte, das Vlet in der Speicherstadt, verlässt. "Ich miste auch schon mal auf Besuch bei Freunden deren Gewürzregal aus", sagt der 32-Jährige, der gestern beim Abendblatt-Neujahrsempfang im Hamburg Cruise Center Altona kochte.

Sampl will Lebensmittel, die aus der Mode gekommen sind, wieder auf die Teller bringen. "Es gab mal um die 80 Karottensorten", sagt er. "Aber die meisten Leute kennen nur noch die orangene." Zweieinhalb Jahre hat der Koch nach einer weißen Karotte gesucht, von der er aus einem Buch erfahren hatte. Fündig wurde er schließlich in einer Pflanzensamenbank. Nun baut ein Landwirt das Gemüse für ihn an.

Dabei bestellt Sampl inzwischen sein eigenes Stück Land - wenn auch nur laienhaft. Seit Sommer wohnt er in einer Wohngemeinschaft in Hammerbrook. Er und seine drei Mitbewohner haben dort direkt am Wasser einen kleinen Garten: vier Apfelbäume, einen Johannisbeerstrauch und einen Brombeerstrauch. "Unsere Johannisbeeren schmecken um einiges besser als die aus dem Supermarkt." Eben perfekt - so wie es bei Sampl sein muss.