Familienfreundliches Wohnen und eine gute Infrastruktur. Der Harburger Bezirksamtsleiter Thomas Völsch spricht über die Zukunft Harburgs.

Harburg. Der Bezirk Harburg im Jahr 2030. Was wird sich verändert haben? In der Abendblatt-Serie schreibt heute der sozialdemokratische Bezirksamtsleiter

Die Stadt der Zukunft ist eine, die nichts auf morgen verschiebt. Weil immer mehr Menschen so denken, bin ich mit vielen anderen der Überzeugung, dass wir in den nächsten Jahren an den großen Themen kontinuierlich weiterarbeiten müssen: den Haushalt der Stadt wieder in Ordnung zu bringen, die Infrastruktur zu modernisieren und zu erhalten, dafür zu sorgen, dass alle jungen Menschen in Hamburg Chancen auf einen ordentlichen Schul- und Berufsabschluss bekommen, sicherzustellen, dass sich alle das Leben und eine vernünftige Wohnung in Hamburg leisten können.

Die großen Themen von 2012 haben auch in 20 Jahren ihre Gültigkeit: Wie lebe ich in meiner Stadt? Hat meine Familie ein Zuhause, das bezahlbar ist in einer grünen Stadt mit viel guter Luft, einem guten öffentlichen Nahverkehr und einem vernünftigen Straßennetz? Habe ich Zugang zu einem bunten und lebendigen kulturellen und sportlichen Angebot im Quartier bis hin zu den großen Attraktionen einer Weltmetropole? Und ganz wesentlich - gibt es zukunftsgerichtete Bildung für alle in hoher Qualität und einem ausdifferenzierten Angebot für alle Lebenslagen, und hat unsere Stadt weiter ein solides Fundament als Wirtschaftsstandort, damit ich gut bezahlte Arbeit finden kann?

Harburg hat 2030 seine Chancen genutzt. 162.000 Menschen leben jetzt hier. 10.000 mehr als noch 2012. In Harburg sind viele neue und bezahlbare Wohnungen und Häuser entstanden.

In Süderelbe zeigen die attraktiven Wohngebiete, dass familienfreundliches Wohnen, eine gute Infrastruktur, attraktive Einkaufsmöglichkeiten, Natur und Freizeit nicht im Widerspruch stehen, sondern sich vortrefflich ergänzen. Viele junge Familien haben in Harburg ein neues Zuhause gefunden.

Im Jahr 2030 werden Harburger Innenstadt und Binnenhafen zusammengewachsen sein. Das Binnenhafenfest ist längst zum Harburger Stadtfest geworden und unterstreicht, wie fest Hafen und Innenstadt verbunden sind.

Die alte Achse Schlossmühlendamm und Harburger Schlossstraße nimmt wieder eine zentrale Position ein, und der Binnenhafen ist über die Schlossinsel hinweg bis zur Elbe für Wohnen und Gewerbe als neuer Stadtteil mit maritimem Charme entwickelt. Das Nebeneinander von Alt und Neu, von modernen Bürokomplexen und alten Fachwerkhäusern, zieht an.

Die Lüneburger Straße als Verlängerung dieser Achse lädt wieder zum Einkaufen und Verweilen ein. Insbesondere die westliche Harburger City hat einen enormen Aufschwung erfahren, auch dank einer verlängerten U-Bahn-Linie von den Elbbrücken durch den Binnenhafen über die Harburger Innenstadt bis nach Langenbek.

Es lohnt sich, dicke Bretter zu bohren. Und so flanieren die Menschen aus Hamburgs Norden und Süden vom Phoenix-Center bis zum neu gestalteten Sand mit der Harburger Markthalle als attraktive Mitte des traditionellen Wochenmarktes, der weit über die Grenzen Harburgs ein beliebtes Besuchs- und Einkaufsziel darstellt.

Mit der Erweiterung der Technischen Universität im Binnenhafen und der Realisierung von kreativen Wohnprojekten für Studierende am Schellerdamm, den Schippseehöfen und im Wall-Quartier hat sich der Bezirk nun endgültig zur beliebten Studentenstadt Harburg gemausert. Und das Phoenix-Viertel bietet nach erfolgreicher Sanierung mit seinem mediterranen Campus-Flair dem Schanzenviertel mutig die Stirn. Einen ebenfalls bedeutenden Faktor für den Wirtschaftsstandort, aber auch den Wissensstandort stellen die Technische Universität mit ihren nun deutlich mehr als 6000 Studierenden und gut 1200 Beschäftigten sowie die TuTech Innovation GmbH und das Northern Institute of Technology Management mit einem internationalen, wenn nicht weltweiten Renommee dar. Die Potenziale, die sich für die weitere wirtschaftliche Entwicklung und die Attraktivität Harburgs ergeben, sind vielfältig.

Auf dem Gelände der Sietas-Werft ist mit einem neuen Investor ein Zentrum für Offshore-Technik in Kooperation mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) entstanden. Und mit der Gründung des Tech-Gate West und der Ansiedlung arbeitsplatzintensiver, zukunftsträchtiger Unternehmen hat sich Harburg zu einem führenden Industrie- und Produktionsstandort und wieder einer Seehafenstadt entwickelt.

Kulturelle Angebote von moderner Kunst über Theater und das Helms-Museum bis zu einer belebten Musik- und Klubszene ergänzen die Attraktivität Harburgs für Bewohner und Touristen. Besondere Anziehungspunkte sind auch die Falckenberg-Sammlung als Zentrum für bildende Kunst, der Naturhochseilgarten mit Aussichtsturm in der Haake und das Harburger Schloss mit dem Heimatmuseum.

Der 2010 abgeschlossene Schulfrieden hat dazu geführt, dass in den Harburger Stadtteilen Schul- und Quartierszentren gewachsen sind, die wesentlich dazu beitragen, dass nahezu alle Jugendliche ihre Schule mit einem Abschluss verlassen und eine Berufsausbildung beginnen oder auf weiterführende Schul- oder Hochschulbildungsgänge gehen. Die Schulen sind längst mehr - Orte des Miteinanders, des Engagements fürs Quartier.

Harburg ist damit nicht nur der familienfreundlichste und der bürgerfreundlichste Bezirk. Das politische Handeln wird nicht mehr nur über die Mehrheiten in den gewählten Gremien bestimmt, die Harburger sind aktiv und werden einbezogen. Im Fall der Bebauung der Röttiger-Kaserne ist es in vorbildlicher Weise gelungen, die Anregungen, die Sorgen und die Kritik der Unterstützer eines Bürgerbegehrens aufzugreifen. Der Bürgerentscheid wurde abgesagt, jetzt leben rund 1800 Menschen in der mehrfach ausgezeichneten Siedlung. Ein aktives Bürger-Forum, gute Nachbarschaft und gelebte Stadtteilentwicklung, in denen sich die Verwaltung als Partner der Menschen in den Quartieren versteht, sorgen für ein gedeihliches Miteinander verschiedener Generationen und Kulturen. Harburgs Vielfalt wurde von Bevölkerung und Verwaltung gemeinsam als Chance genutzt. Scheinbar gegensätzliche Interessen haben einen vernünftigen Ausgleich erfahren, sodass Menschen gerne hier leben und arbeiten.

Und auch sportlich hat Harburg bis zum Jahr 2030 große Sprünge gemacht: Die amtierenden deutschen Meisterinnen des VT Aurubis haben in der CU-Arena auch die Champions League für sich entscheiden können. Damit ist der Weg frei für eine Bewerbung um die nächsten Volleyball-Weltmeisterschaften der Damen. Die vielfältigen, natürlichen Sportmöglichkeiten und die attraktiven Sportanlagen bilden die Basis und das Rückgrat für die erfolgreiche Arbeit der kleinen und großen Sportvereine und Organisationen.

Alles nur eine Vision? Ich bin überzeugt, Harburg hat großes Potenzial. Wenn wir in den kommenden Jahren mutig handeln, in der Kommunalpolitik auf leere Rituale und Selbstbespiegelungen verzichten, gemeinsam für unseren Bezirk arbeiten, gut argumentieren und vor allem auch einmal genau hinhören, können wir viel erreichen.

Alle Teile der Serie lesen Sie unter www.abendblatt.de/2030