Als Kind hatte ihn das Buch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" fasziniert. Und natürlich wäre Thomas Völsch, 53, damals selbst gern mit der Lokomotive Emma um die Insel Lummerland herumgedampft. Verständlicherweise stand Lokomotivführer für ihn als Berufswunsch an erster Stelle. Doch Kindheitsträume und das wahre Leben sind zweierlei. Statt Kesseldampf schnupperte Völsch in seiner Karriere Büroluft. Gestern erhielt er die Ernennungsurkunde als neuer Bezirksamtsleiter von Harburg.

Nach Abitur und Studium zum Diplom-Verwaltungswirt hatte der gebürtige Eppendorfer zunächst im Eimsbütteler Bezirksamt, dann im Rechnungshof und schließlich in der Verwaltung der Schulbehörde gearbeitet. Seit 2008 saß er auch für die SPD in der Bürgerschaft, ein Mandat, das er jetzt aufgab. Wegen seiner Vorliebe für Zahlen und seiner Tätigkeit im Haushaltsausschuss wurde gegen ihn bereits der Verdacht laut, er werde als Bezirkschef nun vor allem kürzen und streichen. Doch Völsch winkt ab. "Ich bin kein Sparkommissar", sagt er, "wir dürfen nur nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen."

Über fertige Rezepte verfügt Völsch, seit 25 Jahren verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Söhnen, ohnehin nur in seiner Küche zu Hause in Fischbek. Dort schätzt er den Kesseldampf bis heute. Seine Spezialitäten sind Entenbrust mit Granatapfelsauce oder Rinderfilet mit Rosmarin.