Die drei Angeklagten sprühten zunächst Pfefferspray in eine voll besetzte U-Bahn. Ein 23-Jähriger wurde anschließend verprügelt.

Erst sprühten sie Pfefferspray in eine voll besetzte U-Bahn, dann sollen die drei jungen Männer einen 23 Jahre alten Anlagenmechaniker mit einem Totschläger übel zugerichtet haben.

Gestern standen die drei geständigen Männer im Alter zwischen 20 und 22 Jahren vor dem Amtsgericht. Vorangegangen sei ein banaler Streit in der U 3, sagt Dave S. Während der Pöbelei mit der gegnerischen Gruppe habe ihm Mark Z., 23, zunächst einen Faustschlag ins Gesicht versetzt. An der Haltestelle Schlump seien sie dann von anderen Fahrgästen aus der Bahn gedrängt worden. Da habe noch irgendjemand seinem Kumpel Phil S. eine Astra-Flasche über den Kopf gezogen. Dabei erlitt der 20-Jährige eine blutende Kopfwunde - er hatte gleich Mark Z. in Verdacht.

Doch statt zum Arzt zu gehen, sann das Trio offenbar auf Rache an Mark Z. Sie rissen die Bahntür einen Spalt breit auf und feuerten eine Ladung Pfefferspray in den Waggon. "Die U-Bahn war nach dem Schlagermove brechend voll", sagt ein Polizist, der den Tumult zufällig beobacht hatte. "Alle stürmten raus. Etliche Menschen rieben sich die Augen und husteten."

+++ SO KRIMINELL IST IHR STADTTEIL +++

Auch Mark Z. flüchtete aus der U-Bahn. Da habe er einmal mit dem Totschläger zugeschlagen, sagt der Angeklagte Patrick H. Warum er den Mann attackiert habe, will die Richterin wissen. "Er kam auf mich zu, ich dachte, er wollte mich schlagen", sagt der hagere Mann mit dem Kurzhaarschnitt.

Das mutmaßliche Opfer Mark Z. erzählt jedoch eine ganz andere Geschichte. Die drei Männer hätten ihn zuerst bepöbelt, außerdem hätten sie ihn schon in der U-Bahn mit dem Totschläger malträtiert. Auf dem Bahnsteig sei er von ihnen dann in eine Ecke gehetzt, getreten, mit dem Totschläger mehrfach geschlagen und mit Bierflaschen beworfen worden.

Die Polizei nahm die Männer am Schlump fest - offenbar rechtzeitig. Kurz nach der Tat hatte ein Zeuge gehört, wie einer der Angeklagten einen Komplizen um ein Messer bat. "Bei mir kam es an wie: Ey geil, Alter, gib mir mal das Messer", sagt der Zeuge. Patrick H., der Mann, der den Totschläger einsetzte, hat dank des milden Jugendstrafrechts offenbar nicht viel zu befürchten - obgleich er einschlägig vorbestraft ist, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz. Die Staatsanwaltschaft hat gestern ein Schmerzensgeld von 800 Euro gefordert.