Eine Glosse von Matthias Popien

Warum sind Motorräder so laut? Schon seit Jahrzehnten arbeiten Lärmforscher aus aller Welt an der Lösung dieses Rätsels. Jetzt sind sie einen bedeutenden Schritt weitergekommen. Mit den Vuvuzelas, den heilkräftigen Tröten aus Südafrika, haben die Wissenschaftler das fehlende Stück in der Entwicklung vom menschlichen Urschrei hin zum Donnergrollen der Krafträder. Wir wissen nun: Über diverse Zwischenformen entstand in einem Jahrtausende währenden Ausleseprozess die Lärmfabrikation via Motorrad. In den Modellen der Firma Harley-Davidson hat die mechanisierte Urschrei-Therapie ihren Höhepunkt erreicht.

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Harley Days am kommenden Wochenende in einem ganz neuen Licht. Trotz steigender Ausgaben denken Krankenkassen bereits darüber nach, Stresspatienten einen Besuch der Veranstaltung auf Krankenschein zu ermöglichen.

Mit den Vuvuzelas ist zugleich ein weiteres Rätsel gelöst: Zahnärzte fahren deshalb so gern Harleys, weil deren Sound Urinstinkte bedient. Das Geräusch der Dentalbohrer steht nämlich in der lautlichen Tradition der Vuvuzelas. Beides erinnert an das Summen gewaltiger Mückenschwärme. Das Grollen des Motorrads ist nichts anderes als der Versuch, diese Tonlage zu vertiefen und den Dentisten in einen Entspannungszustand zu versetzen. Kurz gesagt: Gäbe es keine Motorräder, wären Zahnarztbesuche weitaus schmerzhafter. Die Harley Days sind deshalb immer auch Tage der Zahngesundheit - das sollten alle wissen, die angesichts des Lärms der Biker-Massen dicke Backen machen.