Eine Glosse von Christian-A. Thiel

In irischen Pubs zwischen New York und Sydney gibt es in den Tagen der WM ein Ritual. Immer wenn ein Tor gegen Frankreich fällt, wird eine Lokalrunde spendiert. Die Iren haben es den Franzosen nicht verziehen, dass ihnen die "Blauen" nur wegen eines nicht geahndeten Handspiels von Thierry Henry den Weg nach Südafrika verbaut hatten. Jetzt können die Guinness-Gläser permanent nachgeschenkt werden. Denn die Franzosen schießen ihre Eigentore inzwischen auch neben dem Platz.

Gestern traten die französischen Nationalspieler in einen Generalstreik, weil der Fußball-Verband es gewagt hatte, den Profi Nicolas Anelka aus dem Kader zu werfen. Der hatte in der Kabine seinen Trainer Raymond Domenech mit Vokabeln belegt, die in amerikanischen Fernsehsendungen mit einem Dauerpfeifton unterdrückt worden wären. Spieler im Ausstand kannten wir bislang nur aus Dritteweltländern, wenn korrupte Verbandsfürsten Prämien lieber in die eigene Tasche steckten. Am Geld kann es bei den Franzosen nicht liegen. Gerade mal zwölf Jahre nach dem WM-Titel sind Zidanes Erben nur noch arrogante Weltmeister im Geldverdienen.

Den Iren sei ihre Häme gegönnt. Schließlich hatten sie selbst mal einen wie Anelka in ihrem WM-Team. Roy Keane flog 2002 aus dem Kader, weil er sich mit dem Trainer gezofft hatte. Also: noch eine Runde!