Erwartungen erfüllt: Der verkaufsoffene Sonntag lockte etwa 500.000 Besucher in die Innenstadt. Die Händler waren sehr zufrieden.

Jazzrhythmen statt Motorenknattern, fröhliches Fahrrad- und Kassenklingeln - der verkaufsoffene Sonntag brachte Leben in die Stadt. Und Umsatz. "Der autofreie Sonntag ist ideal für den Shopping-Sonntag", sagte Ulf Kalkmann, Sprecher des Einzelhandels in Hamburg. Nachdem der Mai den Läden einen Umsatzeinbruch von minus zehn Prozent bei Schuhen und Textilien beschert hatte, kurbelten die vielen Sonderangebote das Geschäft ordentlich an, sodass sich der Handel "sehr zufrieden" zeigte, so Kalkmann. Frühjahr- und Sommerartikel waren bis zu 50 Prozent reduziert.

Wer die Hoffnung auf Wärme noch nicht aufgegeben hatte, konnte so manches Schnäppchen ergattern: ein Sommerkleid bei H&M für 7 Euro, ein Stricktop von Boss für 59 statt 119 Euro, Sandalen der "Sex and the City"-Kollektion bei Görtz 20 Euro günstiger. "In fünf Stunden wurde etwas mehr als an einem normalen Verkaufstag umgesetzt", so Kalkmann. Manche Händler erzielten bis zu 30 Prozent mehr Umsatz im Vergleich zum verkaufsoffenen Sonntag 2009. Die Verkäufer hatten alle Hände voll zu tun, blieben bei aller Hektik jedoch freundlich. "Es ist wie an einem Sonnabend", sagte eine Angestellte bei Massimo Dutti. "Wir sind hier in voller Besetzung." Besonders gefragt waren T-Shirts, Poloshirts, Jacken und Schuhe - bei Frauen und Männern gleichermaßen. Damenschuhe und elegante Kleider, wohl für den Abi-Ball, liefen sehr gut. Aber auch Basisteile wurden gekauft. Jennifer, 29, "Touristin" aus Nienburg an der Weser, kam extra nach Hamburg zum Einkaufen. "100 Euro habe ich für drei Teile ausgegeben."

Citymanagerin Brigitte Engler: "Unsere hoch gesteckten Erwartungen wurden voll erfüllt." In der ganzen Stadt waren etwa eine Million Menschen unterwegs, viele davon aus dem Hamburger Umland und dem Ausland - dank der Werbung über die Hotellerie. Gut 500 000 Besucher waren es allein in der Innenstadt - natürlich ohne Auto.

Unter dem Motto "Freie Fahrt fürs Klima" war die Verbindungsstrecke zwischen der Innenstadt und dem Heiligengeistfeld für Fußgänger, Radfahrer, Inlineskater und alle übrigen Menschen reserviert, die sich ohne motorisierten Untersatz bewegten. Auf dem für Kraftfahrzeuge gesperrten Asphalt rund um Ballindamm, Jungfernstieg, Valentinskamp, Gänsemarkt, Johannes-Brahms-Platz und Sievekingplatz sorgten bunte Straßenfeste für eine ausgelassene Stimmung und gaben dabei auch Denkanstöße für ein umweltfreundliches Vorankommen. Beispiel Valentinskamp: Hier organisierte die Initiative "Komm in die Gänge" ein Rennen unter dem Titel "Alles, was rollt". Mit Schubkarren, Bürostühlen, Einkaufswagen oder Skateboards flitzten die Teilnehmer nebeneinander her. "Mit dieser Aktion wollten wir zeigen, dass Fortschritt Fantasie braucht", sagte Initiativen-Sprecherin Christine Ebeling und meinte das nicht nur in Bezug auf einen abgasfreien Verkehr, sondern auch hinsichtlich des Umgangs mit dem Gängeviertel.

Als "Erfolg" verbuchte indes Volker Dumann, Pressesprecher der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt, den ersten autofreien Sonntag in Hamburg in diesem Jahr. Dem Abendblatt sagte er: "Rund 70 000 Menschen haben das facettenreiche Programm rund um den Aktionstag besucht." Wie viele Leute ihren Wagen stehen ließen, wisse er nicht.

"Bei der Fahrrad-Sternfahrt des ADFC haben sich gut 10 000 Radler beteiligt, der HVV hat etwa 50 Prozent mehr Fahrgäste verbucht." Positiv seien auch die Tauschaktion "Führerschein gegen HVV-Monatskarte" und die Ausstellung eines Stadtbahn-Wagens am Jungfernstieg gelaufen. Für den 26. September ist der nächste autofreie verkaufsoffene Sonntag geplant.