Jennifer Janowski gehört zum ersten Jahrgang mit Turbo-Abitur. Vor zwölf Jahren berichtete das Abendblatt über ihre Einschulung.

Hamburg. Aufgeregt ist das kleine blonde Mädchen mit den Zöpfen, den pinkfarbenen Schulranzen mit den aufgedruckten Pandabärchen hat es sich fest auf den Rücken geschnallt. Heute beginnt für sie das, was Eltern und Verwandte so gern als "Ernst des Lebens" umschreiben: die Schule.

Aufgeregt ist die junge blonde Frau, das lilafarbene Abendkleid für den Abi-Ball hängt schon im Schrank. Am heutigen Sonnabend bekommt sie in der Aula des Gymnasiums Dörpsweg das Reifezeugnis feierlich überreicht. In wenigen Wochen beginnt für sie das, was Eltern und Verwandte auch gern als "Ernst des Lebens" umschreiben: das Berufsleben.

Zwischen diesen beiden Tagen liegen zwölf Jahre, unzählige Erinnerungen und eine Schulzeit - die der Eidelstedterin Jennifer Janowski. "Meine Schulzeit war schön", sagt die 18-Jährige. "Aber ich bin auch froh, dass sie vorbei ist." Tausenden jungen Hamburgern geht es genauso. Die Prüfungen sind bestanden, die Anspannung fällt ab, die Gefühle schwanken. Zwischen Euphorie und Wehmut. Es ist der Sommer zwischen Abschied und Neuanfang.

Jennifer tritt bald eine Lehrstelle als Rechtsanwaltsfachangestellte in der Kanzlei Suhr & Kühne-Feuchte in Stellingen an. Dort hat sie in der 11. Klasse schon mal ein dreiwöchiges Praktikum gemacht, dort hilft sie schon jetzt manchmal aus. "Ich glaube, die Ausbildung dort macht mir Spaß", sagt sie. Studieren will sie erst einmal nicht.

"Von Paukerei habe ich genug, jetzt möchte ich richtig arbeiten." Ihr Traumberuf war übrigens mal ein ganz anderer. Tierärztin wollte Jennifer werden, damals als kleines Mädchen mit dem pinkfarbenen Tornister.

Das war 1998, als das Abendblatt in einem Artikel zu den Einschulungen auch über Jennifer berichtete. Danach ist viel passiert. Erst besuchte Jennifer vier Jahre lang die Grundschule bei der Katharinenkirche. Eine unbeschwerte Zeit, aus der sie am lebhaftesten die Ausflüge auf den Bauernhof erinnert. "Wir durften im Heu schlafen, das war für uns das Größte." Vater Ralf, ein Haustechniker, sei als Elternvertreter und Elternsprecher der Grundschule auf den Klassenreisen manchmal mit dabei gewesen. Ihre Eltern hätten sich immer engagiert, ihr bei den Hausaufgaben geholfen und bei Schulaktionen mitgewirkt, sagt die Abiturientin mit den Leistungskursen Biologie und Geografie. Ihr Notendurchschnitt liegt bei etwa 2,4 - ein wenig enttäuscht ist Jennifer Janowski darüber schon. Die mündliche Prüfung in Religion habe sie irgendwie reingerissen. Thema: Religionskritik und der Islam. "Ich war so nervös, dass ich leider gar nicht alles zeigen konnte, was ich gelernt hatte."

Und gepaukt hat Jennifer Janowski, die zum ersten G8-Jahrgang gehört und folglich nach zwölf Jahren "Turbo-Abitur" gemacht hat, viel. "So knapp drei Stunden habe ich schon jeden Nachmittag am Schreibtisch gesessen." In der Oberstufe habe sie sich wegen der Verkürzung der Schulzeit schon "sehr viel Stoff in sehr kurzer Zeit" aneignen müssen. Das sei schon ein bisschen chaotisch gewesen - auch für die Lehrer übrigens, die teils die neue Struktur als "zu plötzlich umgesetzt" empfunden hätten. "Dafür sind meine Mitschüler und ich jetzt aber natürlich früher als gedacht aus der Schule raus, alles hat eben auch seine Vorteile."

Der einzige kleine Wermutstropfen ihrer Schulzeit sei gewesen, als sie nach Klasse 5 - Jennifer hatte sich gerade am Gymnasium Klosterschule eingelebt - die Schule wechseln musste. "Wir sind nach Eidelstedt umgezogen, in ein schönes Haus mit großem Garten. Da lag das Gymnasium Dörpsweg natürlich näher als die Schule am Berliner Tor", sagt Jennifer, deren jüngerer Bruder David gerade seinen Realschulabschluss gemacht hat.

Am Gymnasium Dörpsweg habe sie sich aber ziemlich schnell eingelebt. "Es ging gleich auf Klassenreise nach Schönberg an die Ostsee, sodass ich meine neuen Klassenkameraden kennenlernen konnte." Mit den Lehrern ist Jennifer Janowski gut ausgekommen, viele der Pädagogen hätten den oft komplizierten Stoff sehr verständlich erklärt. "Mein Biologielehrer hat den Unterricht zum Beispiel immer sehr interessant gestaltet." Auch deshalb sei Biologie am Schluss ihr Lieblingsfach gewesen, sagt Tierfreundin Jennifer, die sich zu Hause um Katze Maxi und den Hasen Paul kümmert.

Fremdsprachen seien dagegen nicht so ihr Ding gewesen. "Französisch war okay, Englisch lag mir nicht so", sagt Jennifer, die sich schon eher als Musterschülerin beschreibt. "Ich habe regelmäßig und fleißig meine Hausaufgaben gemacht, nie eine richtig schlechte Note nach Hause gebracht."

Ihrem Geografie-Lehrer, der seinen Leistungskurs im Februar für zehn Tage in die Wüste geschickt hat, verdanke sie die schönste Klassenreise überhaupt: "Wir waren in Abu Dhabi, haben dort mit Schülern diskutiert." Die Schulen dort seien teils sehr modern ausgestattet gewesen. "Aber natürlich haben wir auch nur den neuen Nahen Osten kennengelernt."

Mit manchen Schülern von dort hat Jennifer noch Kontakt, schreibt ihnen Mails. Vielleicht entstehe daraus noch eine richtige Freundschaft. Etwas, das bleibt - über die Schulzeit hinaus.

Ihren Freund Yannick, der nach Klasse 10 abgegangen ist und jetzt eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker macht, hat Jennifer Janowski auch am Gymnasium Dörpsweg kennengelernt. Natürlich begleitet er sie am 3. Juli zum Abi-Ball. Dort wird gefeiert - dass die Schule vorbei ist. Und die Zeit der Erinnerung daran anfängt.