Wie Kinder in der Vicelin-Kita das deutsche WM-Spiel gesehen haben

Freitagmittag, Vicelin-Kindergarten in Sasel: Ein Fernseher wird in den Sonnengruppenraum getragen, und die Augen der Kinder werden riesengroß. Fernsehen im Kindergarten? Das gibt's doch nicht. Gibt es doch. Wegen Fußball-WM und Sommermärchen und allerschönstem Kombifußball und so. Eine Riesenausnahme also. Cool. 13.30 Uhr, Anpfiff. "Die putzen wir weg", sagt Leonard. Er weiß, dass Schweinsteiger "wieder gesund" ist und hat damit einigen Müttern etwas voraus.

David gibt derweil für die Kleinen den Erklärer: "Wir sind die Weißen." Die Weißen im Pech. Das Unglück naht in Gestalt von zwei mitgebrachten Gebäckstückchen, einer gelben und einer roten Karte. Miroslav Klose muss wenig später mit Gelb-Rot vom Platz, kurz darauf geht Serbien 1:0 in Führung. "Tor. Tor. Juhu", jubeln die Kinder auf dem Bauteppich. "Für die Falschen", korrigieren die Mütter und Erzieherinnen aus der zweiten Reihe. "Oh. Blöd."

70. Minute. "Oh, Özil kommt", ist aus einer Ecke zu hören. "Özil geht", kommt es aus der anderen zurück. Kann im Trubel schon mal passieren. Die ersten Kinder geben keinen Cent mehr auf diese Partie und verlassen das Stadion in Richtung Riesenschaukel. Wer bleibt, sieht Jogi Löw eine Wasserflasche auf den Boden werfen. Ungläubiges Staunen. Dann der Abpfiff, gefolgt von betroffener Stille. Paulchen fragt: "Haben wir jetzt verloren?" Leon setzt nach: "Also, bei uns im Garten wäre das nicht passiert."