Manche Marktbeobachter glauben, die Milliardenzahlungen für das Öldesaster im Golf von Mexiko könnten BP in die Knie zwingen, den britischen Konzern ruinieren. Schätzungen reichen bereits bis annähernd 50 Milliarden Dollar, die an Strafen, Entschädigungen und Reinigungskosten auf BP zukommen dürften.

Wie viel es am Ende sein wird, ist längst nicht absehbar. Doch BP muss den Preis für die größte Ölkatastrophe in der Geschichte der USA bezahlen. Alles, was dem Konzern juristisch und ökonomisch zugemutet werden kann, sollte getan werden. An BP muss für das unfassbare Versagen, für tote Arbeiter und massiv zerstörte Ökosysteme ein Exempel statuiert werden.

Ein Exempel, dessen Wucht auch die anderen Ölkonzerne aufrüttelt und ihnen eine Warnung ist, dass sich so etwas nicht wiederholen darf. Denn bei der jüngsten Anhörung von Topmanagern vor dem US-Kongress wurde erschreckend klar, dass eine solche Katastrophe auch den Konkurrenten von BP widerfahren könnte.

In jeder Krise steckt eine Chance. Nach den Tankerunglücken der 70er-und 80er-Jahre wurde die Branche verpflichtet, Schritt für Schritt auf Tankschiffe mit doppelter Hülle umzurüsten. Die aktuelle Krise sollte dazu führen, die Sicherheitsstandards der Tiefseeförderung dramatisch zu verbessern. Zumal die Konzerne längst in viel tieferen Regionen als jener an der Unfallstelle bohren.

Die Katastrophe im Süden der USA könnte auch ein Fanal dafür sein, die Abhängigkeit der Industriestaaten vom Öl konsequenter als bislang zu verringern, dem Ende des Ölzeitalters schneller näherzukommen. Aber das bleibt wohl ein frommer Wunsch.