Ein Kommentar von Hans-Juergen Fink.

Es hätte ein Coup werden können - vielleicht so: Günther Jauch geht zur ARD, übernimmt den Politiktalk am Sonntagabend und revolutioniert das Fernsehen. Die härtesten Fragen der Nation - dem Volk direkt vom Maul abgeschaut. Rote Karte für Phrasendrescher, brennende Themen brillant recherchiert, gesellschaftspolitischer Tiefgang. Überraschend präsentiert, fundierte Meinung. Und nie mehr Schielen auf die Quote.

Doch statt endlich mal darüber zu reden, mit welchen Inhalten man gegenüber den Privaten punkten könnte außer durch schleichende Anpassung und stetige Niveau-Erosion, wird allein schon der Name des Quizmasters der Nation als Heilsbotschaft betrachtet.

Sicher, Fernsehen lebt von Stars, und die ARD kauft sich da jemanden, der vor allem eines kann - sympathisch präsentieren, was immer präsentiert werden muss. Das macht er großartig; "Stern-TV" hat mal Maßstäbe gesetzt. Man möchte dennoch fast Mitleid haben mit den ARD-Oberen: Hat der Senderverbund so wenig anderes, dass er einen Messias braucht? Man könnte ja mal die Ideen der besten eigenen Redakteure und Reporter fördern. Da sind ganz sicher noch Schätze fürs ARD-Profil zu heben, die derzeit in dieser Hochburg der gebührengesicherten Mainstream-Orientierung kaum Chancen haben.