Endlich hat Papst Benedikt XVI. die Opfer sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche öffentlich um Vergebung gebeten. Seine klaren Worte waren längst überfällig. Denn der Umgang der Kurie mit dem Skandal war eine Katastrophe. Da wurde verschwiegen und vertuscht und erst dann, als sich das Verabscheuungswürdige ganz offenkundig nicht länger leugnen ließ, abgewiegelt und verharmlost. Das gipfelte sogar darin, dass sich der Klerus zeitweilig selbst in der Opferrolle sah. Die wahren Opfer, die oft lebenslang an den Folgen des Missbrauchs tragen, müssen das als blanken Hohn empfunden haben.

Die Institution war wichtiger als der Mensch. Für eine Instanz, die Moral, Nächstenliebe und Barmherzigkeit als zentrale Momente ihres Handelns begreift, ist das fast ein Totalschaden. So haben sich die Gläubigen in Scharen abgewendet. Heute steckt die katholische Kirche in einer ihrer schwersten Krisen seit der Reformation. Die Entschuldigung des Papstes darf aber nicht das Ende einer Entwicklung sein, sondern muss für einen Neuanfang stehen. Sind es die hierarchischen autoritären Strukturen, die Missbrauch begünstigen? Stimmt die Zusammenarbeit mit den staatlichen Stellen? Und wie kann auch dann Entschädigung geleistet werden, wenn sie rechtlich verjährt ist? Die Kirche ist Antworten schuldig. Für die Täter darf es kein Pardon, für die Opfer aber muss es jede Hilfe geben. Jetzt steht der Papst im Wort.