Ein Kommentar von Armgard Seegers

Warum haben wir eigentlich so wenige intellektuelle Schwergewichte in Deutschland? Wo sind die Geistesgrößen, moralischen Instanzen, Philosophen, Vor- und Querdenker, wenn es etwa darum geht, einen attraktiven Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten zu stellen? Dichter und Denker leben heute anderswo.

In Israel gibt es Menschen, die geistig-moralisch Vorbilder sein können, die aufregend anregend das politische Geschehen kommentieren, kritisieren und mit Verbesserungsvorschlägen versehen. In dem unsäglichen Konflikt zwischen Israel und Palästina sind dies vor allem Schriftsteller, die sich vehement für den Frieden engagieren, wie Amos Oz und David Grossman. Das erschöpft sich nicht in floskelhaftem Gequatsche. Diese Autoren opfern etwas. Grossman hat seinen Sohn im Libanon-Krieg verloren, kurz nachdem er Israels Regierungschef zur sofortigen Beendigung des Kampfes aufgefordert hatte. Und er wird nicht müde, sich für Friedensgespräche einzusetzen.

Dass er daneben einer der herausragenden Schriftsteller der Welt ist, dass er Schicksale von Menschen künstlerisch verknüpfen kann wie kaum sonst jemand, das zeichnet ihn aus. Zu Recht erhält er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.