Ein Kommentar von Axel Tiedemann

Schon einmal von der Metropolregion gehört, von Zusammenarbeit und gemeinsamer Planung und ähnlichem Sonntagsgerede? Wohl oft. Schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg gab es ein "Achsenmodell", das von Hamburg weit in die Region reichte. In den 1960er-Jahren kam dann das "Entwicklungsmodell für Hamburg und Umland". Die Jahre gingen ins Land, und es folgten immer neue, immer dickere Aktenberge mit schönster Planerlyrik zur Metropolenplanung. Doch die Wahrheit ist bis heute pure Kleinstaaterei: Da werden jetzt Schüler in der 10. Klasse von Hamburger Schulen verwiesen, weil sie in Schleswig-Holstein wohnen und nicht in Hamburg. Die schleswig-holsteinische Gemeinden würden ja nicht bezahlen, heißt es in Hamburg; wir haben doch Verträge in Schleswig-Holstein. Beides ist reine Bürokratendenke: Dem Steuerzahler kann es doch völlig egal sein, wer da wie welche Mittel verwaltet.

Wo ein Kind zur Schule geht, hat sich daran zu orientieren, wie es in die Umstände einer Familie passt. Und nach nichts anderem. Es kann doch nicht sein, dass sich die Bürger danach richten müssen, wie sich Verwaltungen organisieren wollen. Die Verwaltung muss sich danach richten, wie sich die Bürger organisieren wollen.

Und was ist denn das für eine Metropolregion, wenn ihre Bewohner mit solchen Konsequenzen rechnen müssen, nur weil sie vielleicht ein paar Kilometer weiter wegziehen? Und warum können Umland-Eltern ihre Kita-Kinder nicht dort unterbringen, wo sie arbeiten - oft in Hamburg?

Es ist ja nicht so, dass sich die Bevölkerung nach dem Lustprinzip verteilt. Was wäre denn, wenn alle Großraum-Hamburger auch in der Stadt wohnen wollten, wo es jetzt schon viel zu wenige Wohnungen gibt?

Nein, es ist Zeit für eine einheitliche Organisation der Region.

Geplant wird das ja immerhin schon seit gut 90 Jahren.