Ein Kommentar von Tom R. Schulz

Vom Keller aus betrachtet, leben schon Leute im vierten Stock nah bei den Sternen. Wenn Vertreter der Hamburger Jazzszene jetzt bei einem Hearing der SPD-Bürgerschaftsfraktion im Rathaus neidvoll auf Berlin weisen, als sei die Hauptstadt der Dachgarten Eden des Jazz, dann sprechen solche Kellerkinder. Denn auch die Berliner Kollegen sind ja keineswegs auf Rosen gebettet. Aber tiefer als in Hamburg kann der Stern des Jazz eben kaum stehen. Wer hier nicht Musik für Leute mit restless foot syndrome spielen mag, arbeitet meist unter erbärmlichen Bedingungen.

Natürlich kann man das beklagen und vom Stadtstaat Geld fordern, mit dem junger Jazz gefördert werden soll. Schließlich darf der Senat seine ohnehin schon absurd geringe Alimentierung dieser Kunstform nicht mit Verweis auf das Engagement etwa der Langner-Stiftung dankbar subsidiär weitgehend dem Bürgersinn überlassen. Aber die Berliner Verhältnisse taugen nur bedingt zum Vergleich. Die Hauptstadt verdankt ihre Attraktivität weniger vermeintlich paradiesischen Lebensverhältnissen für Jazzmusiker, sondern ihrer enormen Faszination als Experimentierfeld für Künste und Künstler aller Art, einem unvergleichlich viel offeneren Klima.

Die Akzeptanz des Jazz beginnt in den Köpfen der Hörer. Die Hamburger Jazzer wissen das. Sie brauchen nur endlich eine solide überdachte Nische im Gebäude der Hamburger Kultur. Denn die im Keller hört man nicht.