Wie das Abendblatt das Viertelfinale gegen die Tschechoslowakei ankündigte.

Rainer Grünberg und Jens Meyer berichteten als Abendblatt-Reporter aus den deutschen und tschechoslowakischen WM-Quartieren in Italien.

"Wir erreichen das Halbfinale", sagt Lothar Matthäus, Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. "Wenn wir unsere Stärke konzentriert ausspielen, dürfte uns keine Gefahr drohen", sagt sein Kollege Klaus Augenthaler. Die anderen Profis mit dem Bundesadler auf dem Herzen haben sich dieser Auffassung aus voller Überzeugung angeschlossen.

Vor dem Viertelfinalspiel gegen die CSFR im Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion herrscht im deutschen Lager fast grenzenlose Zuversicht. Von der angespannten Nervosität wie vor dem Achtelfinal-Duell mit den Niederländern ist im Trainingsquartier Castello di Casiglio nicht mal ein Hauch zu spüren.

Die Männer wirken gelöst und entspannt, getragen von großem Vertrauen in die eigene Stärke.

Teamchef Franz Beckenbauer versucht in den Stunden vor dem vermeintlichen "Sonntagsspaziergang" mit allen ihm zur Verfügung stehenden psychologischen Tricks, den Respekt vor dem Gegner zu schüren. Ständig wiederholt er seinen Kernsatz: "Die Tschechen haben eine starke Mannschaft."

Dr. Jozef Venglos, dem bedächtigen CSFR-Trainer, der von Racing Straßburg, einem belgischen und zwei englischen Erstligaklubs umworben wird, sagt: "Es geht um alles oder nichts. Das K.-o.-System räumt jeder Mannschaft 50 Prozent der Chancen ein." Der ehemalige Nationalspieler Venglos erinnert an das EM-Finale am 20. Juni 1976 in Belgrad, als Deutschland nach Uli Hoeneß' legendärem Elfmeter-Fehlschuss der Tschechoslowakei mit 3:5 (nach Elfmeterschießen) unterlag. Venglos war damals Assistenztrainer.

So weit wollen es die Deutschen diesmal nicht kommen lassen. Nach der Freizeit zu Beginn der spielfreien Woche sei so hart trainiert worden wie noch nie während dieser WM. "Wir brennen auf das Spiel", verkündet Lothar Matthäus.

Fast sicher ist, dass Beckenbauer am Sonntag eine offensive Ausrichtung wählen wird. Neben Karlheinz Riedle, dem Vertreter des gesperrten Rudi Völler, soll Uwe Bein anstelle eines Defensivspielers ins Team zurückkehren. Die Entscheidung, wer weichen muss, dürfte zwischen Berthold und Reuter fallen. Zuverlässige Informationen aus dem Trainingslager weisen daraufhin, dass es Beckenbauers Liebling Berthold treffen wird.

40 000 deutsche Fans erwarten einen Sieg. Ihnen sollte ein Satz des tschechoslowakischen St.-Pauli-Liberos Jan Kocian zu denken geben: "Wir können nur gewinnen und werden groß aufspielen. Warum sollten nicht wir das Halbfinale erreichen?"